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«Unsere Arbeit – unsere Sicherheit»: Taglöhner der Zukunft?

Immer mehr Unternehmen vergeben Arbeit als Aufträge auf Online-Plattformen oder heuern temporäres Personal an. Unternehmerrisiko und soziale Absicherung werden damit auf die Arbeitnehmenden übertragen. Verkommen wir in Zukunft zu modernen Taglöhnern?

Die Digitalisierung hat viele Gesichter: Neben der zunehmenden Roboterisierung ändern sich auch die Form der Arbeit und der Anstellung. «Liquid Talents», «Arbeitskraftunternehmer/-innen» – es kursieren viele Begriffe für neue Arbeitsformen.
Alle klingen sie gut, und alle haben sie eins gemeinsam: Sie benennen Trennlinien, die zunehmend verwischen: So vermischen sich Arbeit und Freizeit, sowohl zeitlich als auch räumlich. Genauso verdienen immer mehr Arbeitnehmende ihr Einkommen ganz oder teilweise selbstständig oder sind als «Job-Hopper» mit mehreren Einkommensquellen unterwegs.

Virtuelle Arbeitsvermittlung

Diese Scheinselbstständigkeit wird immer beliebter. Bereits heute sind 18% der Schweizer Arbeitnehmenden als sogenannte «Arbeitskraftunternehmer/-innen» tätig: Unternehmen bieten Arbeit online an, die Arbeitnehmenden bewerben sich für einzelne Aufträge oder Projekte.
Und das beschränkt sich längst nicht nur auf Dienstleistungen. Mittlerweile gibt es auch Jobplattformen für Handwerker, Gärtner oder Haushaltshilfen. Ebenso nimmt die Beschäftigung von Temporärpersonal zu.
Beide Formen sind für Unternehmen lukrativ: Sie minimieren damit ihr Unternehmerrisiko und sparen Fixkosten.

Wer profitiert, wer verliert?

Doch wer zahlt den Lohn, wenn eine Arbeitskraftunternehmerin krank wird? Und was ist, wenn es in einer Branche stagniert und deshalb keine temporären Stellen ausgeschrieben werden?
Tatsächlich stellt eine Studie der Stiftung für Technologiefolgen-Abschätzung fest, dass in der zukünftigen Arbeitswelt vielen Arbeitnehmenden – besonders wenig qualifizierten – schlechtere bis gar prekäre Arbeitsbedingungen drohen.

Bettina Hübscher, Dozentin an der Hochschule für Wirtschaft in Luzern und Co-Autorin der Studie, bestätigt: «Es besteht Handlungsbedarf, wenn sich die Situation der Beschäftigten gesamthaft nicht verschlechtern soll.»


«Die Digitalisierung kommt nicht irgendwann –
wir sind schon längst mittendrin!»

Bettina Hübscher, Dozentin an der Hochschule für Wirtschaft in Luzern

Chancen nutzen, Risiken abfedern

Wichtig sei es, Rahmenbedingungen zu definieren, damit möglichst alle in der neuen Arbeitswelt profitieren können. «Unser Arbeitsgesetz regelt schon sehr vieles», sagt die Expertin. «Es gilt jetzt, zu überprüfen, wie das Gesetz auf neue Arbeitsformen angewendet werden soll.» Vor allem seien Monitoring und Kontrollen nötig, um eine virtuelle Schattenwirtschaft zu regeln und Ausbeutung von Arbeitnehmenden zu verhindern. Dabei müssen der Verlust von Steuererträgen und die sozialversicherungsrechtlichen Aspekte im Fokus liegen.


«Unsere Arbeit – unsere Sicherheit»

Im Zuge dieser Entwicklungen wird der Sozialpartnerschaft grosse Bedeutung beigemessen. Die Studie hält fest: «In einer flexibilisierten Arbeitswelt wird es künftig darum gehen, soziale Errungenschaften zu schützen und die Chancen der flexiblen Arbeit zum Vorteil aller zu nutzen.»
Das ist ganz im Sinne unserer bisherigen Arbeit, und deshalb fordert Syna: 


Studie «Flexible neue Arbeitswelt»
Die 2016 publizierte Studie des Instituts für Betriebs- und Regionalökonomie der Hochschule für Wirtschaft Luzern und der Fachhochschule Nordwestschweiz umreisst Chancen und Risiken flexibilisierter Arbeit für die Erwerbstätigen.
Weitere Informationen: ta-swiss.ch/flexible-neue-arbeitswelt

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