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Es bleibt viel Luft nach oben

Enttäuschende Ergebnisse bei zwei Lohnverhandlungen im Detailhandel: Nur 1% mehr Lohn bei Coop und gar keine Lohnerhöhung für das Personal der Tankstellenshops.

Enttäuschung 1: Coop 

Die Lohnverhandlungen mit Coop verliefen in diesem Jahr schwieriger denn je. Am Ende konnten und wollten die Sozialpartner einer Lohnerhöhung von gerade mal 1% bei individueller Verteilung nicht zustimmen.
In der Lohnrunde mit Coop verhandeln die Sozialpartner jeweils darüber, wieviel das Unternehmen im kommenden Jahr insgesamt für Lohnerhöhungen zur Verfügung stellt. Mit 1% fällt diese Summe für 2019 deutlich zu niedrig aus. Zudem gesteht das Unternehmen nur ausgewählten Mitarbeitenden eine Lohnerhöhung zu, anstatt alle Angestellten zu berücksichtigen.

Spielraum war vorhanden

Trotz schwierigem Marktumfeld hat sich die Lage im Detailhandel aufgehellt, und die Geschäftsentwicklung der Coop-Gruppe ist positiv. Das Unternehmen hätte also Spielraum für eine angemessene Lohnerhöhung für alle Mitarbeitenden gehabt. Denn die Konsumentenpreise steigen wieder – es wird von einer Teuerung von 0,8 bis 1% ausgegangen. Hinzu kommen jährlich wachsende Ausgaben für Krankenkasse und Miete sowie höhere Arbeitnehmerbeiträge für die Pensionskasse ab 2019 (Zunahme um 0,7% des versicherten Lohns). Dies alles belastet die Budgets der Mitarbeitenden und schwächt ihre Kaufkraft.

Alle sollen profitieren 

Der positive Geschäftsgang von Coop ist eine Gemeinschaftsleistung aller Mitarbeitenden. Deshalb wäre es nur fair und richtig, auch alle am Erfolg des Unternehmens teilhaben zu lassen. Doch die Entwicklung weg von generellen hin zu nur noch individuellen Lohnerhöhungen ist in der Wirtschaft leider seit einigen Jahren zu beobachten. Sie ist gefährlich und darf sich auf keinen Fall fortsetzen.
Syna engagiert sich weiterhin dafür, dass alle Mitarbeitenden im Detailhandel eine angemessene Lohnerhöhung erhalten, damit die Reallöhne in der Branche endlich wieder steigen.


Enttäuschung 2: Tankstellenshops 

Syna fordert 100 Franken mehr Mindestlohn für die Angestellten von Tankstellenshops. Die Lohnerhöhung ist notwendig, um die Kaufkraft der Arbeitnehmenden zu erhalten. Doch der Arbeitgeberverband der Branche verweigert nicht nur Lohnerhöhungen – er bietet auch keine Hand zum Schutz der Löhne im Tessin.


Wie im Gesamtarbeitsvertrag (GAV) für die Tankstellenshops vorgesehen, hat Syna mit dem Verband der Tankstellenshop-Betreiber (VTSS) Lohnverhandlungen aufgenommen. Unser Ziel: die Erhöhung der Mindestlöhne um 100 Franken. Denn die heute geltenden Löhne – 2015 ausgehandelt – sind mittlerweile zu tief. Die Kaufkraft der Arbeitnehmenden hat sich seither merklich verkleinert. Verschärfend kommt hinzu, dass in den Tankstellenshops mehrheitlich Frauen in kleinen Pensen arbeiten. Für diese Angestellten mit tiefem Einkommen ist der Ausgleich des Kaufkraftverlustes existenziell.

VTSS nimmt Kaufkraftverlust in Kauf

Wegen steigender Lebenskosten sowie dem wirtschaftlichen Aufschwung stehen die Arbeitgeber generell in der Pflicht, die Löhne anzuheben. Und den Tankstellen mit Shops geht es besonders gut: Gegenüber anderen Verkaufsstellen profitieren sie von erweiterten Öffnungszeiten an Abend und Sonntag und erzielen so deutlich höhere Umsätze. Trotzdem lehnen die Arbeitgeber jegliche Erhöhungen der Mindestlöhne grundsätzlich ab.

Lohndiskriminierung im Tessin 

Die Sozialpartner hatten sich bei Abschluss der GAV-Verhandlungen 2015 auch auf einen Mindestlohn für das Tessin geeinigt. Unter dem Druck der regionalen Tankstellenlobby beschloss der Bundesrat aber, den Kanton von den Mindestlohnvorschriften im GAV auszunehmen. Die Tessiner Arbeitnehmenden werden somit nicht vor Lohndumping geschützt. Es ist stossend, dass der VTSS auch jetzt keine Hand bieten will, im Tessin zwingende Mindestlöhne zu verankern.
Syna erwartet vom VTSS Bereitschaft zum Handeln, damit die Lohndiskriminierung im Kanton Tessin so rasch wie möglich beseitigt werden kann.


Weitere Informationen
Marco Geu, Zentralsekretär Detailhandel
Claudia Stöckli, Zentralsekretärin Dienstleistung

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