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Fenaco will Angestellten Lohneinbussen zumuten

Die Lohnverhandlungen bei der Agrargenossenschaft Fenaco sind gescheitert. Trotz Rücklagen in Milliardenhöhe zeigte sich das Unternehmen nicht bereit, Teuerung und Erhöhung der Krankenkassenprämien auszugleichen. Bis zuletzt beharrte die Genossenschaft auf einem Vorschlag, der den Arbeiterinnen und Arbeitern deutliche Einbussen zugemutet hätte. Die Gewerkschaften Unia und Syna verurteilen das unsoziale Vorgehen von Fenaco.

Auch nach zwei mehrstündigen Verhandlungsrunden liess sich Fenaco nicht zu einer Einigung bei der Lohnfrage bewegen. Die Gewerkschaften Unia und Syna hatten in Absprache mit den Beschäftigten eine Erhöhung von 5 Prozent auf allen Löhnen gefordert. Dies, um die hohe Teuerung sowie die explodierenden Krankenkassenprämien auszugleichen. Zudem forderten die Gewerkschaften eine Einmalzahlung, um die enorme Leistung der Beschäftigten in den vergangenen Krisenjahren zu honorieren.  

Kein Teuerungsausgleich

Bis zuletzt verweigerte sich Fenaco den Anliegen der Beschäftigten. Zwar bot das Unternehmen eine Einmalzahlung von 750 Franken an, wollte diese aber als Teuerungsausgleich verstanden wissen, obwohl dies nichts miteinander zu tun hat. Auch die Firma musste eingestehen, dass die Preise auf absehbare Zeit hoch bleiben und eine Einmalzahlung diese Belastungen nicht auf Dauer abfedern kann. Als Lohnerhöhung wollte das Unternehmen lediglich eine Erhöhung der Lohnsumme von 1,75 Prozent gewähren. Dieses Angebot hätte für die Beschäftigten ein deutlich geringeres Einkommen im kommenden Jahr bedeutet.

Mangelnde Verhandlungsbereitschaft

Johannes Supe, Unia-Verantwortlicher im Bereich Lebensmittel, erklärt dazu: «Es ist dreist, mit welcher Gleichgültigkeit Fenaco die Lasten der Krise auf die Beschäftigten abwälzen will. Die Firma bestritt in den Verhandlungen nicht einmal, dass ihr Angebot Einbussen für die Kolleginnen und Kollegen bedeutet.» Deutlich geworden sei auch, dass Fenaco nicht zu wirklichen Verhandlungen bereit gewesen sei. Auch in der nicht kostenrelevanten Frage der Verteilung der Lohnerhöhung – generell oder nach der Willkür des Unternehmens – zeigte sich das Unternehmen zu keinen Zugeständnissen bereit. «Gerne betont Fenaco die sogenannte Sozialpartnerschaft. Die Wirklichkeit sieht anders aus: Das Unternehmen will diktieren und sich anschliessend die Zustimmung der Gewerkschaften holen», so Johannes Supe weiter.  

Fenaco rechnet schlechtes Angebot schön

Besonders stossend: Fenaco hat sein Angebot schöngerechnet. In der vorgeschlagenen Lohnerhöhung von 1,75 Prozent verstecken sich teils strukturelle Anpassungen an Mindest- und Referenzlöhne, die bereits im vergangenen Jahr mit den Gewerkschaften vereinbart wurden. Vergangenes Jahr steckten die Beschäftigten bei der Lohnerhöhung zurück, um Fenaco das Versprechen abzuringen, endlich die tiefen Mindest- und Referenzlöhne zu erhöhen. Noch bis heute liegt der tiefste Mindestlohn bei 3'800 Franken im Monat. Diese überfällige Anpassung will das Unternehmen durch die jetzige Lohnerhöhung mitfinanzieren. Für die Gewerkschaften Unia und Syna ist das ein klarer Wortbruch des Unternehmens.

Jahr für Jahr Einbussen für die Arbeitnehmenden

Corina Thomann, Zentralsekretärin Syna, erklärt: «Fenaco hat deutlich aufgezeigt, dass Sie den bestehenden Mechanismus der Lohnverteilung nicht ändern möchten. Dies obwohl eindeutig ist, dass damit Jahr für Jahr Einbussen für die Arbeitnehmenden generiert werden. Es ist unhaltbar, dass die Fenaco die letztjährigen Verhandlungspunkte dieses Jahr erneut mit einberechnet. Das führt zu Abzügen bei der Lohnanpassung für das Jahr 2023 auf Kosten der Arbeitnehmenden. Die Fenaco hält aus Sicht von Syna und Unia somit ihren Angestellten die gerechte Lohnerhöhung vor.»  

Rücklagen von 2 Milliarden Franken

Rund 11'000 Beschäftigte arbeiten bei der Agrargenossenschaft Fenaco. Diverse Firmen wie etwa Landi oder Volg gehören zu Fenaco. Dank dem Einsatz seiner Arbeiterinnen und Arbeiter konnte Fenaco 2021 ein Rekordergebnis erreichen. Mittlerweile verfügt Fenaco über Rücklagen von rund zwei Milliarden Franken und damit über «den nötigen Handlungsspielraum für die Weiterentwicklung unserer Genossenschaft», wie das Unternehmen in seinem Geschäftsbericht selbst schreibt. Die Gewerkschaften Unia und Syna wären zu weiteren Verhandlungen bereit. Diese werden von Fenaco abgelehnt.  

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