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Integration, aber bitte fair!

Flüchtlinge sollen arbeiten können, das ist klar. Eine nationale Arbeitsgruppe aus Sozialpartnern und kantonalen Behörden sollte eine Empfehlung abgeben zu den Arbeitsbedingungen. Dort wehrte sich Syna gegen unterirdische Lohnvorstellungen.

Schaffen wir es, Flüchtlinge und vorläufig Aufgenomme in den Arbeitsmarkt zu integrieren? Das ist eine dringende gesellschaftliche Herausforderung. Gelingt es nicht, bleiben diese Menschen ein Leben lang abhängig von Sozialhilfe. So schwindet die Akzeptanz der Bevölkerung gegenüber der humanitären Tradition in unserem Land. Oder es entstehen gar fremdenfeindliche und rechtsradikale Stimmungen: In einigen Kantonen soll zum Beispiel die Sozialhilfe für Flüchtlinge gekürzt werden – einfach nur, weil sie Flüchtlinge sind.
Als Gewerkschaft will Syna dieses Thema mitgestalten – jedoch nicht zu den Bedingungen, die aktuell von Bund und Kantonen diktiert werden!

Vorurteile und Pauschalisierungen

Integrationshilfe leisten verschiedene Anbieter wie zum Beispiel das Schweizerische Arbeiterhilfswerk seit vielen Jahren. Mit unterschiedlichem Erfolg: Einerseits tun sich paritätische Kommissionen schwer damit, Ausnahmen zur Unterschreitung von Mindestlöhnen zu bewilligen. Andererseits sind Arbeitgeber teilweise nicht gewillt, Flüchtlingen eine reelle Chance zu bieten: Ihre Vorstellungen über die Leistungs- und Lernfähigkeit der Arbeitssuchenden sind von Vorurteilen und Pauschalisierungen geprägt. Das zeigen die Berichte von Bashir, Mohammed Ewaz und Tom (siehe Interviews).

Fairer Lohn und Perspektiven

Weshalb ein erwachsener Flüchtling, der nicht in eine anerkannte Ausbildung einsteigen kann, bis zu einem Jahr lang für 300 Franken pro Monat arbeiten soll, ist nicht nachvollziehbar! Im Ausbaugewerbe gelangen Arbeitgeber öfter mit Anträgen weit unter den Mindestlöhnen an die Kommissionen.
Für Syna ist klar: ein solcher «Praktikums-Lohn» ist höchstens für 2 Monate zur Einarbeitung denkbar, danach ist grundsätzlich der Mindestlohn geschuldet. Zudem braucht es auch begleitenden Massnahmen: Es darf nicht sein, dass ein Flüchtling zum Tiefstlohn ausgenutzt wird ohne Perspektive durch einen Sprach-, Bewerbungs- oder Fachkurs.
Auch ohne eine nationale Empfehlung setzt sich Syna in den Kantonen weiterhin für eine faire Integration mit menschlichen Arbeitsbedingungen ein!


Von links: Bashir, 30, aus Afghanistan, Mohammad Ewaz, 25, aus Afghanistan und Habtegergish (Tom), 26, aus Eritrea

Mohammad Ewaz:
«Ich hatte Schwierigkeiten mit dem Bild, das sich meine Chefin im Restaurant von mir machte. Für ein kleines Arbeitspensum sollte ich jederzeit verfügbar sein. Als ich mich aber für die Karate-WM in Italien qualifizierte und dafür 2 Tage frei brauchte, hat sie es mir einfach verboten! Ich fuhr trotzdem hin – schliesslich trainiere ich seit Jahren hart – und wurde Weltmeister in der Kategorie bis 80 Kilogramm!»

Bashir:
«Es ist schwierig, hier einen Platz im Arbeitsmarkt zu finden. In Afghanistan war ich Oberstufenlehrer. Ich weiss also, wie wichtig Bildung ist. Obwohl ich 30 bin und eine Familie zu ernähren habe, möchte ich eine Lehre machen. Dies wird mir in der Schweiz ermöglicht. Ich wanderte zuerst in den Iran aus und arbeitete dort über 5 Jahre auf Baustellen. Hier muss ich bei null beginnen. Während der 3-wöchigen Praktika stossen wir bei Teamkollegen oft auf Unverständnis – oder auf so hohe Erwartungen, dass wir diese unmöglich schon am ersten Tag erfüllen können. Aber das ist meine einzige Chance hier in der Schweiz, um mich zu integrieren.»

Habtegergish (genannt Tom):
«Ich will unabhängig in der Schweiz leben können. Eine Arbeitsstelle fand ich, als ich ein Firmenlogo aus meiner Nachbarschaft googelte, um herauszufinden, ob das etwas für mich wäre. Eine Freundin half mir bei der schriftlichen Bewerbung. Das war eine gute Erfahrung. In meiner Heimat bewirtschaftete ich gemeinsam mit meinem Bruder fünf Hektaren Land, wo wir Tomaten, Chili und Mais anpflanzten.»

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