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«Lernen wann, wie und wo ich will»

Die moderne Arbeitswelt verlangt das lebenslange Lernen aller Arbeitnehmenden. Doch wie soll dies realisiert werden? Und wer trägt die Kosten? Darüber sprechen wir mit Bruno Weber-Gobet, Leiter Bildungspolitik bei Travail.Suisse.

Unsere Vision lautet, dass alle Arbeitnehmenden Zugang zu Aus- und Weiterbildung haben und dabei von Staat und Wirtschaft unterstützt werden. Wie realistisch klingt das?

Bruno Weber-Gobet: Das Schweizer Weiterbildungsgesetz sieht dies bereits heute so vor. Darin sind 3 Grundsätze festgehalten:

  1. Arbeitnehmende sind selbst für ihre Weiterbildung verantwortlich.
  2. Der Arbeitgeber hat ein «bildungsfreundliches Klima» zu schaffen. Das heisst, er muss Mitarbeitende, die sich weiterbilden wollen, darin unterstützen.
  3. Bund und Kantone tragen ergänzend – auch finanziell – dazu bei, dass sich Personen ihren Fähigkeiten entsprechend weiterbilden können.

Die Gesetzgebung erfüllt also bereits alle notwendigen Voraussetzungen für die Vision von Syna.

Trotzdem sperren sich heute viele Arbeitgeber gegen die Weiterbildung ihrer Mitarbeitenden.

Die Realität ist: Es funktioniert nur dort, wo es für den Arbeitgeber rentiert. Hat ein Unternehmen einen wirtschaftlichen Nutzen von der Weiterbildung seiner Angestellten, dann wird es diese eher unterstützen. Sieht der Arbeitgeber aber keinen direkten Profit, interessieren ihn Weiterbildungsbegehren weniger. Dies ist hauptsächlich bei Arbeitskräften mit niedriger Qualifikation der Fall. Dabei wäre gerade ihre Weiterbildung umso wichtiger!


«Arbeitgeber unterstützen Weiterbildung meist nur,
wenn sie davon finanziell direkt profitieren.»

Bruno Weber-Gobet

Gesetzlich gibt es jedoch keine Handhabe, Arbeitgeber zu ahnden, die ihren Angestellten die Weiterbildung verwehren. Travail.Suisse fordert deshalb schon lange Sanktionsmöglichkeiten.
Zudem sollten Arbeitgeber auch bei Entlassungen belangt werden: Benötigen entlassene Arbeitnehmende zuerst eine Weiterbildung, um auf dem Arbeitsmarkt vermittelbar zu werden, müsste der ehemalige Arbeitgeber die Kosten dazu übernehmen.

Finanzierung ist ein gutes Stichwort: Viele Arbeitnehmende können sich Weiterbildung gar nicht leisten.

Deshalb fordert Travail.Suisse 3 obligatorische Weiterbildungstage pro Jahr für jeden Mitarbeitenden. Die Kosten sollen vollumfänglich vom Arbeitgeber getragen und die Zeit als Arbeitszeit angerechnet werden.
Dies soll für alle Arbeitnehmenden gleichermassen gelten. Denn wenig Qualifizierte kommen nur zu Weiterbildung, wenn die Arbeitgeber soziale Verantwortung wahrnehmen.

Das klingt schon sehr gut. Was gehört weiter zur idealen Bildungswelt der Zukunft?

Wir müssen unser Berufsbildungssystem mehr auf Erwachsene ausrichten. In den letzten Jahren wurde der Fokus aufgrund der Lehrstellenkrise stark auf die Jugendlichen gelegt. Das wird dem heutigen Arbeitsmarkt und dem drohenden Fachkräftemangel nicht mehr gerecht.
Wir müssen neue Bildungsformen entwickeln, die neben Familie und Beruf absolviert werden können. Lernen wann, wie und wo ich will – diese Selbstbestimmung muss möglich werden.
Weiter sind zugänglichere Dienstleistungen für Berufs- und Laufbahnberatung gefordert: Es kann sich nur sinnvoll weiterbilden, wer weiss, welche Angebote es gibt. Hier gibt es noch viel zu tun: Es braucht ein nationales Mandat für Berufs- und Laufbahnberatung.

Zuerst und am dringendsten braucht es aber Einsicht: Einsicht, dass Bildung für Erwachsene das effizienteste Instrument gegen Fachkräftemangel ist. Anstatt jedoch in Bildung zu investieren, wird diesbezüglich überall gespart. Das verursacht langfristig hohe Folgekosten.


«Unsere Arbeit – unsere Bildung» 

Aus- und Weiterbildung sichert die Existenz: So bleiben Arbeitnehmende fit auf einem Arbeitsmarkt, der sich stetig verändert. Doch damit dies möglich wird, benötigen sie finanzielle und zeitliche Unterstützung ihrer Arbeitgeber.
Syna fordert deshalb:

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