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Weniger gesund, weniger motivierend

Das «Barometer Gute Arbeit» beleuchtet kritische Entwicklungen der Arbeitsbedingungen. Neben dem zunehmenden Stress steht die Bildung im Fokus: Lebenslanges Lernen und ständige Weiterbildung sind in aller Munde, es mangelt aber an Unterstützung durch die Arbeitgeber.

Arbeit ist dann gut, wenn sie zukunftsfähig ist – wenn sie die Gesundheit schützt, ein gewisses Mass an Sicherheit bietet und die Motivation erhält. Von dieser Vorstellung geht die Studie «Barometer Gute Arbeit» aus. Das Kooperationsprojekt von Travail.Suisse und der Berner Fachhochschule misst seit 5 Jahren mit einer repräsentativen Umfrage die Arbeitsbedingungen in der Schweiz – nach 3 Dimensionen:

1. Gesundheit: Stress bleibt 

Die schlechteste Beurteilung ihrer Arbeitsbedingungen geben die Arbeitnehmenden zum Stress ab. Fast drei Viertel fühlen sich oft oder sehr häufig durch die Arbeit gestresst, nur 7% sind nie gestresst. Ein Zusammenhang mit der hohen und zunehmenden Zahl der geleisteten Überstunden ist plausibel.
Die Angestellten profitieren zudem nicht von den flexibleren Arbeitszeiten. Im Gegenteil: Sie können deren Gestaltung immer weniger beeinflussen. Das war schon eines der Hauptergebnisse des letztjährigen Barometers. Die aktuellen politischen Vorstösse zur weiteren Liberalisierung der Arbeitszeiten (siehe Blogartikel) wollen dazu überhaupt nicht passen …
Die Ergebnisse zeigen zudem auf, dass unter den flexibleren Arbeitszeiten auch die Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben leidet: So hat sich der Anteil der Arbeitnehmenden, der von Problemen diesbezüglich berichtet, seit 2015 deutlich erhöht.

2. Sicherheit: Wo bleibt die Perspektive? 

Deutlich verschlechtert hat sich auch die Beurteilung zur Einkommenszufriedenheit: Hier ist die Lohnstagnation der letzten Jahre spürbar. Die sich abschwächende Konjunktur macht sich bemerkbar, wenn die Arbeitnehmenden ihre kurzfristige Perspektive negativer beurteilen: Der drohende Verlust des Arbeitsplatzes bleibt ein Thema.
Die negativste Beurteilung erhält aber – wenn auch über die letzte Jahre stabil – die mittelfristige Perspektive: Über die Hälfte der Arbeitnehmenden glauben nicht oder kaum daran, bei Stellenverlust wieder eine vergleichbare Stelle zu finden. Das ist bemerkenswert – und wirft grundsätzliche Fragen zum sehr liberalen Arbeitsmarkt in der Schweiz auf.

3. Motivation: wenig Entwicklungsmöglichkeiten 
Das Gute vorweg: Positiv beurteilt werden der Sinn der Arbeit und die Wertschätzung. Die Arbeitnehmenden identifizieren sich stark mit ihrer Arbeit und den Produkten und Dienstleistungen ihres Arbeitgebers.
Schlechter sieht es bei den Entwicklungsmöglichkeiten aus: Immer mehr Arbeitnehmende fühlen sich bei der Weiterbildung zu wenig gefördert. Gut 40% der sich Weiterbildenden können die Zeit dafür vollständig anrechnen lassen und erhalten auch die Kosten erstattet. Andererseits muss ein knappes Viertel entweder ohne jede Unterstützung oder nur mit einer teilweisen Unterstützung durch den Arbeitgeber auskommen.

Auffallend auch die Geschlechterunterschiede: Während bei den Männern die Kosten bei einer deutlichen Mehrheit vollständig übernommen werden, erfährt die Mehrheit der Frauen entweder keine oder nur eine teilweise finanzielle Unterstützung durch die Arbeitgeber.
Auffällig zudem: Jede und jeder dritte Arbeitnehmende hat im letzten Jahr gar keine Weiterbildung besucht. Ein Drittel macht dafür mangelhafte Unterstützung durch den Arbeitgeber verantwortlich, je ein Viertel gibt zeitliche oder finanzielle Gründe an.


→ Alle Details zur Studie: syna.ch/barometer

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