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Alter und Migration - eine doppelte Bestrafung?

Als Migrantin oder Migrant in der Schweiz alt zu werden, ist mit Unsicherheit und grossen Schwierigkeiten verbunden. Ein Bericht des Genfer Forschungs- und Bildungsinstituts «2ème Observatoire» deckt nun die Realität auf, welche die Politik nicht wahrhaben will.

Es ist nichts Neues, dass die Schweizer Wirtschaft auf Migrantinnen und Migranten angewiesen ist. Doch wenn diese in den Ruhestand gehen, werden sie von unserem politischen und sozialen System oft im Stich gelassen.

Die Aufenthaltsgenehmigung in der Schweiz hängt oft von der Arbeit ab. Aber was passiert mit älteren Menschen mit Migrationshintergrund, wenn das Beschäftigungsverhältnis aufhört? Die oftmals niedrigen Einkommen im Arbeitsleben führen zu niedrigen Einkommen im Ruhestand, was sich auf den Aufenthaltsstatus auswirken kann. Ab 2019 kann die Inanspruchnahme des Sozialdienstes mit dem Entzug der Aufenthaltsgenehmigung einhergehen. Wenn man jedoch einen Grossteil seines Lebens in der Schweiz verbracht und hier eine Familie gegründet hat, ist das Risiko einer Ausweisung dramatisch. Und um dies zu vermeiden, verzichten viele dieser Menschen darauf, Sozialhilfe zu beantragen.

Viele Migrantinnen und Migranten haben in der Hauswirtschaft gearbeitet, manchmal ohne sich anzumelden. Diese prekären Beschäftigungsverhältnisse oder die Arbeit am Rande der Wirtschaft führen nicht nur zu sehr niedrigen Renten, sondern auch zu einer grossen Abhängigkeit von einem Ehepartner. Die Unsicherheit ist nicht mehr nur finanzieller, sondern auch sozialer Art. Heute gehen immer mehr Senioren einer Beschäftigung nach, nicht weil sie es wollen, sondern weil sie es müssen.

Wenn die Schweiz kein Sozialhilfeabkommen mit den Herkunftsländern der Migrantinnen und Migranten ausgehandelt hat, müssen diese bis zu zehn Jahre warten, bevor sie Ergänzungsleistungen in Anspruch nehmen können.

Wie gesagt, die Schweizer Wirtschaft braucht Migrant/-innen. Warum also übernimmt ein reiches Land wie das unsere nicht die Verantwortung für alle Senior/-innen? Das Recht auf Würde erlischt nicht mit 65 Jahren! Wir müssen unbedingt alle Formen der Diskriminierung bekämpfen, vor allem wenn sie strukturell bedingt sind.

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