Skip to main content

Digitale Pflege braucht Bildung

 Auch wenn vielleicht später als in anderen Branchen, verändert die Digitalisierung auch den Gesundheitsbereich. Auf jeden Fall besteht Bedarf an Aus- und Weiterbildung, um die Arbeitnehmenden zu schützen und im Arbeitsmarkt zu halten.

Die Fortschritte in Forschung und Entwicklung sind ermutigend, insbesondere bei neuen Medikamenten, medizinischen Instrumenten und Therapien. Ja es gibt sogar schon Diagnosemethoden, die auf künstlicher Intelligenz basieren. Dazu bräuchte es allerdings auch digitalisierte Daten. Die Leistungserbringer in der Schweiz produzieren jedoch immer noch jährlich rund 300 Millionen A4-Blätter mit medizinischen Informationen; das entspricht rund 500 000 Bundesordnern! Digitalisierung tut also not – im wahrsten Sinne des Wortes.

Elektronisches Patientendossier

Die Patientinnen und Patienten spüren die Digitalisierung ganz direkt, sei es durch robotergestützte Chirurgie oder durch die automatisierte Verschreibung und Bereitstellung von Medikamenten. Die medizinische Betreuung ist einem rasanten technologischen Wandel unterworfen – vor allem wenn es um sicheren Informationsaustausch sowie um Koordination und Zusammenarbeit zwischen den Akteuren des Gesundheitssystems, den Patienten und ihren Familien geht: Das ist die Aufgabe des Elektronischen Patientendossiers (EPD). Diesem System müssen sich alle Akutspitäler sowie Psychiatrie- und Rehabilitationskliniken bis April 2020 und alle medizinischen Zentren und Alters- und Pflegeheime bis April 2022 anschliessen.

Informatiklösungen bringen Verantwortung 

Das EPD regelt also vor allem den Datenaustausch zwischen den Institutionen. Die einzelnen Gesundheitseinrichtungen wiederum setzen intern Informatiklösungen ein, um Daten zu erheben und sie nutzbringend einzusetzen. Innerhalb einer Einrichtung kann es bis zu einem Dutzend verschiedene Systeme und Prozesse geben, die richtig bedient werden müssen. Eine grosse Verantwortung liegt also in der Ausbildung.

Institutionen in der Pflicht 

Theoretisch soll die Digitalisierung das Personal entlasten und ihnen mehr Zeit für die Patientinnen und Patienten verschaffen. In der Praxis ist oft das Gegenteil der Fall: Mitarbeitende haben das Gefühl, dass sie immer mehr Zeit für Administration aufwenden – auf Kosten der Patientenversorgung.
Gemäss der Umfrage «Swiss eHealth Barometer» halten die Kenntnisse und Fähigkeiten der Anwendenden mit der Informationstechnologie nicht Schritt. Die Integration der digitalen Gesundheit in die berufliche Aus- und Weiterbildung ist deshalb essenziell. Die Hauptverantwortung liegt bei den Institutionen. Denn sie betreiben oft spezifische Informatiklösungen, die den Arbeitsalltag ihrer Angestellten ganz konkret bestimmen.

Gefahr für Patienten und Arbeitnehmende 

Die Verzögerung bei der Aus- und Weiterbildung birgt Risiken: Wenn beispielsweise Verschreibungssoftware falsch angewendet oder Informationen nicht richtig fliessen, können schnell Menschenleben gefährdet sein. Und es kommt immer wieder vor, dass Pflegekräfte wegen «falscher» Bedienung der Informatik verwarnt werden – obwohl sie nichts dafür können, weil ihnen ganz einfach die Zeit oder das nötige Wissen fehlt.
Die neuen Technologien bieten auch die Möglichkeit, die Arbeit des Personals zu kontrollieren, zu überwachen und seine Leistung zu messen. Das kann zum Problem werden – und wirft die Frage nach dem wahren Zweck von Informatiklösungen auf.

Arbeitsmarktfähigkeit erhalten 

Man schätzt, dass im Gesundheitswesen rund 23% der Routineaufgaben automatisiert werden können. Dieser Wert ist niedriger als in der Wirtschaft mit 39%. Deshalb ist auch die Gefahr geringer, dass Arbeitsplätze verloren gehen. Dennoch ist es wichtig, dass die Gesundheitseinrichtungen die Arbeitsmarktfähigkeit ihrer Mitarbeitenden sicherstellen, und zwar für die ganze Dauer ihres Berufslebens.

Ähnliche Beiträge

Cookies erleichtern die Bereitstellung unserer Dienste. Mit der Nutzung unserer Website erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Cookies verwenden.
Weitere Informationen Ablehnen Akzeptieren