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Gleichstellung: 3 Fragen an Valérie Borioli Sandoz

«Es gibt im Bereich Gleichstellung noch viele Baustellen.» So Valérie Borioli Sandoz, Leiterin Gleichstellungspolitik bei Travail.Suisse, im Interview.

Seit 37 Jahren haben Frauen und Männer gemäss Bundesverfassung die gleichen Rechte. Trotzdem erleben immer noch viele Frauen Diskriminierung beim Lohn. In welchen weiteren Bereichen ist die Gleichstellung noch nicht realisiert?

Die Löhne sind tatsächlich nicht das einzige Problem. Frauen sind auch viel öfter Opfer von sexueller Belästigung oder Mobbing als Männer.
Und sie werden oft wegen ihrer Mutterrolle diskriminiert: Eine neue Studie zeigt, dass mindestens jede 10. Frau nach dem Schwangerschaftsurlaub-Kündigungsschutz entlassen wird oder genötigt wird, selbst zu kündigen.

Viele Familien wählen ein traditionelles Familienmodell aufgrund der Umstände. Dabei werden Frauen diskriminiert, weil sie höchstens Teilzeit arbeiten: Der Zugang zu Weiterbildung, zu Bonuszahlungen oder zur beruflichen Karriere ist für sie schwierig.
Aber auch ohne Kinder und mit Vollzeitjob kommen Frauen nur mit Mühe in Führungspositionen von Unternehmen. Wir sprechen hier von der sogenannten «gläsernen Decke».
Kurz: Es gibt im Bereich Gleichstellung noch viele Baustellen.

Also ist die Gleichstellung nicht nur eine Frage, die Frauen betrifft? Wie sind die Männer vom Problem betroffen?

Wie viele Männer können Teilzeit arbeiten, wenn sie eine Familie gründen - oder wagen überhaupt, den Arbeitgeber danach zu fragen? Wie viele profitieren von einem Vaterschaftsurlaub? Viel zu wenige.
Und dürfen Väter im Betrieb fehlen, wenn die Kinder krank sind oder wenn die betagten Eltern regelmässig Hilfe brauchen? Viel zu selten.

Die Rollenbilder scheinen nach wie vor in Stein gemeisselt, worunter viele Männer leiden. Und wenn eine Frau nicht das verdient, was ihr zusteht, dann leidet die ganze Familie darunter.

Was ist das wichtigste Ziel der Gleichstellungspolitik von Travail.Suisse?

 Die Gleichstellungspolitik von Travail.Suisse basiert auf 3 Prinzipien:

  1. Gleichstellung ist die Sache aller und nicht nur der Frauen.
  2. Es gilt das Prinzip der Eigenverantwortung: Frauen und Männer haben gleiche Bildungschancen. Sie sollen aber auch selbst für den eigenen Lebensunterhalt aufkommen können, unabhängig von einem Partner oder einer Partnerin.
  3. Solidarität: ein zentraler Wert der Gewerkschaftsbewegung, der zunehmend vergessen geht. Die verstärkte Konkurrenz in Beruf und Gesellschaft lässt uns zu Egoisten werden.

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