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Keine leeren Versprechungen mehr!

Bei der Frage der Lohndiskriminierung der Frauen geht es um mehr als nur um Geld: Es geht um das Recht, die gleiche Anerkennung für dieselbe Arbeitsleistung zu erhalten!

Als ich mir im Ständerat Ende Februar die Diskussion über die Revision des Gleichstellungsgesetzes anhörte, ging mir vor allem eine Frage durch den Kopf: Wieso kämpfen diese Ständeräte so vehement gegen eine moderate Massnahme zur Durchsetzung der Lohngleichheit? 

Objektiv erklärbar?
Bereits bei Antritt der ersten Stelle nach Lehrabschluss verdienen Frauen ohne objektiven Grund im Schnitt 7% weniger als Männer. Und die Ungleichheit zieht bis ins hohe Rentenalter negative Konsequenzen nach sich. Die Tatsache, dass Frauen im Schnitt 19% weniger verdienen, führt oft dazu, dass sich viele Paare für traditionelle Geschlechterrollen entscheiden – ihre Wahlfreiheit ist aufgrund dieses ökonomischen Zwangs eingeschränkt.

Die Mehrheit der Lohnungleichheit wird auf sogenannt «objektiv erklärbare Faktoren» wie Ausbildung oder Tätigkeitsbereich zurückgeführt. Aber sind diese Faktoren wirklich so objektiv erklärbar? Oft handelt es sich bei den Jobs in den Branchen mit «typischen Frauenberufen» um gleichwertige Arbeit mit gleich hohen formalen Anforderungen wie bei den «typisch männlichen» Berufen, und trotzdem herrschen bereits bei den Eintrittslöhnen hohe Gehaltsunterschiede. Während mehr als 70% der Grossverdiener männlichen Geschlechts sind, sind Frauen im Niedriglohnsektor mit 65% übervertreten – sie verdienen weniger als 4000 Franken im Monat.


Lohnungleichheit ist Tatsache

Natürlich seien sie für die Gleichstellung von Mann und Frau. Und es sei selbstverständlich, dass Frauen gleich viel verdienen sollen wie Männer. So beginnt die Rede der meisten Gegner der zur Debatte stehenden Gesetzesrevision im Ständerat. Der Vorschlag des Bundesrats, künftig die grossen Unternehmen zu Lohnanalysen zu verpflichten, sei halt nur der falsche Weg. Einige behaupten sogar, die Lohnungleichheit sei gar kein real existierendes Problem, sondern das Resultat von falschen Statistiken.

Damals durfte ich nichts dazu sagen und möchte deshalb heute gerne die Gelegenheit nutzen: Liebe Ständeräte, wenn ihr nichts für die Lohngleichheit tun wollt, ok. Aber steht wenigstens dazu! Hört auf, die Fakten zu verdrehen. Und gebt einfach zu, dass es euch egal ist, dass ein Mann jeden Monat unter den gleichen Bedingungen durchschnittlich 600 Franken mehr verdient, nur weil er ein Mann ist. Schiebt nicht den bürokratischen Aufwand oder das Einschneiden unternehmerischer Freiheit vor.
Und meine lieben Herren und Damen: Es ist nicht die Schuld der Frauen, die angeblich ihren Lohn weniger gut verhandeln. Solange wir nicht über die Höhe der Löhne sprechen, kann frau gar nicht wissen, dass sie weniger als ihre männlichen Kollegen verdient. Die mangelnde Lohntransparenz ist zwar nicht die Ursache, aber doch ein Teil des Problems: Das Schweigen hilft, die Diskriminierung zu verleugnen.

Die alte Leier ...

Frau Bundesrätin Sommaruga hat es an jenem Mittwochvormittag im Februar auf den Punkt gebracht: Es ist dieselbe alte Leier, die wir bereits seit 37 Jahren hören. Es sind nichts als schöne Worte und leere Versprechen von Arbeitgebern und Politikern. Dies langweilt auch meine Generation, obwohl ich noch gar nicht auf der Welt war, als der Grundsatz des gleichen Lohns für gleichwertige Arbeit in der schweizerischen Bundesverfassung verankert wurde.

Schwarze Liste

Hier geht es um mehr als nur um Geld. Es geht um das Anrecht darauf, die gleiche monetäre Anerkennung für dieselbe Arbeitsleistung zu bekommen. Von selber werden sich diese von patriarchalen Strukturen geprägten diskriminierenden Denk- und Verhaltensweisen nicht ändern, dafür sind sie zu stark in unserer Kultur verankert. Deshalb fordern wir die Unternehmen zur internen Überprüfung der Lohngleichheit anhand einer anerkannten wissenschaftlichen Methode auf! Im Falle einer Verweigerung werden wir die entsprechenden Unternehmen auf eine schwarze Liste setzen. Travail.Suisse wird diese schwarze Liste dann zu gegebener Zeit veröffentlichen.
 

Zeichen der Schwäche
Zum Schluss möchte ich noch eines klarstellen: Nicht nur wir Frauen haben ein Problem mit der Lohnungleichheit. Es ist unsere Gesellschaft, die ein Problem hat. Denn eine knappe Mehrheit dieser Gesellschaft wird diskriminiert aufgrund des Geschlechtes. Es ist ein Zeichen der Schwäche seitens der Männer, wenn sie Privilegien aus einem System ziehen, das andere so offensichtlich benachteiligt.
Nun haben wir Frauen keine Lust mehr, freundlich zu bitten. Wozu auch? Wir haben erlebt, wie weit uns freundliche Diskussionen bringen!


Weitere Auskünfte
Sabri Schumacher, Leiterin Fachstelle Gleichstellung

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