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«Travail.Suisse ist sichtbarer geworden»

Syna im Gespräch mit Adrian Wüthrich: Seit Anfang der Sommersession sitzt der Präsident unseres Dachverbands Travail.Suisse für die SP im Nationalrat.

Adrian, du bist seit dem 29. Mai Nationalrat. Wie viele neue Anzüge hast du gekauft?

Adrian Wüthrich (lacht): Ich bin schon als Berner Grossrat immer im Anzug an die Sessionen gegangen. Als Präsident von Travail.Suisse erst recht – niemand kann in kurzen Hosen und Flipflops an einen runden Tisch mit dem Bundesrat erscheinen.
Jetzt trage ich fast immer Anzug. Wenn ich nach Hause komme, sage ich meinen Kindern, ich müsse erst meine «Überkleider» ausziehen, bevor ich spielen helfe.

Warst du bei jeder Abstimmung anwesend?

Leider nicht. Aber ich habe gute Ausreden: An meinem ersten Sessionstag habe ich mit all jenen, die mich nach Bern begleitet haben, noch einen Kaffee getrunken. Zudem habe ich einen Mittwochmorgen im Parlament verpasst wegen einer Travail.Suisse-Vorstandssitzung.
In unserem Schweizer Milizparlament wird es immer wieder zu Abwesenheiten kommen – bei allen. Wichtig ist, dass wir uns bei knappen Abstimmungen organisieren. Die Geschlechterquoten in Verwaltungsräten und Geschäftsleitungen etwa kamen mit nur einer Stimme Differenz durch – da durfte sich niemand eine Absenz erlauben.

 Du kennst das Bundeshaus schon lange von innen. Wie hast du deinen Seitenwechsel erlebt?

Ein Vorteil ist, dass ich jetzt nicht mehr durch die Sicherheitskontrollen muss. Allgemein ist mir der Seitenwechsel überhaupt nicht schwergefallen – nicht zuletzt dank des Vaterschaftsurlaubs. Die Initiative war gerade das brennende Thema an meinen ersten Tagen – perfekt, um direkt einzusteigen. An meiner ersten Fraktionssitzung hat die SP-Fraktion parallel zur FDP und CVP die grundsätzliche Position diskutiert. Als Nationalrat kann ich nun auf Augenhöhe mitdiskutieren – ganz anders als in der Rolle als Lobbyist. Der Zeitpunkt war also ideal.

Politiker bis du ja bereits seit 2008. Erst auf kommunaler, dann auf kantonaler und jetzt auf nationaler Ebene. Welche Themen liegen dir besonders am Herzen?

Ich werde mich natürlich mit voller Kraft für die Arbeitnehmenden einsetzen. Das betrifft einerseits Basisthemen wie die Sozialpolitik mit AHV und 2. Säule, dann das Arbeitsgesetz und ganz aktuell den Erhalt beziehungsweise den Ausbau der flankierenden Massnahmen zum Schutz von Löhnen und Arbeitsbedingungen.
Mein absolutes Lieblingsthema ist aber der Vaterschaftsurlaub. Es ist perfekt, dass ich in die Kommission für Wissenschaft, Bildung und Kultur (WBK) gewählt wurde, denn dort wird unsere Initiative für den Nationalrat vorberaten.

Nach deiner ersten Session: Was hat dir am besten gefallen und was hat dich besonders aufgeregt?

Mir gefällt, dass Travail.Suisse dank meines Einzugs in den Nationalrat an Sichtbarkeit gewonnen hat. Das ist eine gute Ausgangslage, um unsere Themen und Anliegen noch aktiver zu vertreten.
Überhaupt nicht gefallen haben mir die Debatte zur Selbstbestimmungs-Initiative und die SVP, die das Parlament bewusst zum Theater degradierte. Ich will ernsthafte Sachpolitik machen und nicht erleben, wie die Politik mit Marionetten, Pflastern auf dem Mund oder Reimen am Rednerpult zur Show verkommt.
Auch dass ich meine Söhne während der drei Wochen Session weniger sehe, ist schade.

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