Kürzlich publizierte das Bundesamt für Gesundheit die neue Gesundheitsstrategie des Bundes bis 2030. Viel ist darin die Rede von Digitalisierung und demografischem Wandel. Die wichtigste Gruppe im Gesundheitswesen kommt allerdings kaum zu Sprache: Die Mitarbeitenden in der Pflege und Betreuung.
In seinem Bericht betont der Bundesrat in erster Linie die wirtschaftliche Bedeutung des Gesundheitswesens. Vom einstigen Service-public-Gedanken scheint dagegen wenig übrig geblieben. Das Gesundheitswesen ist damit sogar für die Landesregierung zu einem reinen Wirtschaftszweig unter vielen verkommen, der an rein ökonomischen Standards gemessen wird. Das hat verheerende Konsequenzen für Prämienzahler/-innen, Patient/-innen und Pflegepersonal.
Pflegepersonal unter ferner liefen …
Lediglich in einem der 8 definierten Strategie-Ziele kommt das Pflegepersonal explizit zur Sprache: «Bund, Kantone, Versicherer und Akteure der Langzeitpflege» sollen dafür sorgen, «dass pflegebedürftige ältere Menschen durch genügend und gut qualifiziertes Personal am richtigen Ort effizient betreut werden».
Zwar sieht der Bundesrat, dass es für eine gute Pflege und Betreuung überall gutes Personal braucht. Griffige Massnahmen dazu fehlen jedoch völlig. Einzig mit «bedarfsgerechten Ausbildungskapazitäten» sollen die Mitarbeitenden in der Pflege dazu motiviert werden, in die Langzeitpflege einzusteigen und dort länger zu bleiben. Damit wird das Problem der akuten Personalmangels im gesamten Gesundheitswesen lediglich nach dem St.-Florians-Prinzip angegangen: Man holt die Mitarbeitenden einfach aus anderen Bereichen des Gesundheitswesens, wo diese aber auch heute schon fehlen.
Zitrone wird weiter ausgepresst
Wie dies in der Privatwirtschaft üblich ist, sollen nun auch die «Langzeitpflege effizienter gestaltet und das Gesundheitspersonal gezielter eingesetzt werden». Das Rezept der Landesregierung ist also nur, die bereits arg strapazierte Zitrone noch mehr auszupressen.
Die Mitarbeitenden im Gesundheitswesen laufen aber bereits heute am Anschlag. Viele verlassen frustriert die Branche, für die sie sich einst mit Überzeugung und Motivation entschieden haben, weil sie einfach nicht mehr können. Vom Personal noch mehr Effizienz zu fordern, ist utopisch. Die Mitarbeitenden werden dann mit den Füssen abstimmen: Und das zu recht.