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Lohnt sich: auf die Strasse für mehr Lohn

Die Bilanz der Lohnrunde 2020 ist durchzogen: Die Wirtschaft wächst und die Preise steigen, nur die Löhne kommen nicht richtig voran. Das sind die Gewinner und Verlierer – und die wichtigsten Erkenntnisse aus den Verhandlungen.

Seit 2017 ist die Schweizer Wirtschaft durchschnittlich 1,7% pro Jahr gewachsen. Doch auch die Preise sind im selben Zeitraum im Schnitt 0,6% pro Jahr gestiegen. Das reichte, um bei vielen von uns die bescheidenen Lohnerhöhungen wegzufressen. In den Jahren 2017 und 2018 sind die Reallöhne sogar geschrumpft! Deshalb forderte Syna zusammen mit Travail.Suisse für 2020 Lohnerhöhungen von generell 2%. Denn bei vielen Arbeitnehmenden gibt es Nachholbedarf. Darum reichen die Resultate zwischen 0,5 und 1,5% übers Ganze nicht. Dies sind die Auf- und Absteller zur Lohnrunde, die teilweise noch am Laufen ist:

Mobilisierung lohnt sich 

2018 forderten die Arbeitnehmenden auf dem Bau mit zahlreichen Protestaktionen einen neuen Gesamtarbeitsvertrag und endlich mehr Lohn. Im letzten Herbst drohten die Angestellten des Gesundheitswesens im Waadtland mit Streik gegen eine unfaire Lohneinstufung. Die Mobilisierung zeigte Wirkung: Die Bauarbeiterinnen und Bauarbeiter erhalten mehr Lohn. Und im Kanton Waadt lenkten Staat und Arbeitgebende ein und korrigierten die Lohneinstufungen mit 20 Millionen Franken.

Mindestlöhne wirken 

In diesem Lohnherbst wurden vermehrt auch wieder Mindestlöhne angehoben, so in der Textilindustrie, in der Reinigung, aber auch in gewissen Gewerbebranchen. Dies bedeutet nicht nur für viele mehr Geld im Portemonnaie. Höhere Einstiegslöhne machen die Branche attraktiver. Und es steigt der Druck, die Löhne für alle anzuheben.

Individuelle Lohnverteilung: ungerecht 

Zu viele Lohnerhöhungen werden individuell verteilt. Vor allem der Detailhandel, das Gesundheitswesen und die Industrie fallen negativ auf. Dort erfolgen Lohnerhöhungen oft willkürlich und intransparent: Nur die Lieblinge der Chefs profitieren. Und viele gehen leer aus – egal, wie stark Preise, Prämien und Mieten ansteigen.

Einmal mehr enttäuschend für die Frauen 

60% der Frauen arbeiten Teilzeit. Gerade bei individuellen Lohnverteilungen gehen Teilzeitangestellte häufig leer aus. Traditionell sind es die männlichen Vollzeitmitarbeitenden in Führungspositionen, die davon profitieren. Spezifische Massnahmen, um Frauenlöhne zu verbessern, gibt es – ausser bei Coop – nicht.

Wieder Nullrunden 

Bitter ist die Lohnrunde für die Angestellten in den Tankstellenshops. Ihre Löhne steigen zum zweiten Mal in Folge nicht. Auch im Gastgewerbe, wo die Arbeitszeiten unregelmässig und der Arbeitsdruck gross sind, würden höhere Löhne motivieren. Eine Einigung bei den Lohnverhandlungen im Gastgewerbe steht noch aus, das Schiedsgericht muss entscheiden.

Immer dasselbe Lied in der MEM-Industrie 

Für die Maschinen-, Elektro- und Metallindustrie (MEM) ist die Auftragslage nicht optimal. Trotzdem überzeugen die Lohnabschlüsse nicht. Seit bald einem Jahrzehnt gibt es für die Mitarbeitenden oft gar nichts, manchmal Einmalzahlungen. Ein schlechtes Zeugnis für eine Branche, die innovativ sein will und über Fachkräftemangel klagt!

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