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«Ich will das Bestmögliche rausholen»

Nico Fröhli gehört zu den jüngsten Zentralsekretären der Gewerkschaft Syna – sowohl altershalber als auch, was seinen Stellenantritt anbelangt. Doch über den Tisch ziehen lässt er sich trotzdem nicht.

Was beschäftigt dich hauptsächlich in deiner Arbeit als Zentralsekretär? 
Nico Fröhli: Leider habe ich seit einem halben Jahr vor allem mit Massenentlassungen zu tun. Ich vertrete die betroffenen Angestellten in Konsultationsverfahren. Dabei versuche ich natürlich, möglichst viele Entlassungen zu verhindern. Gelingt dies nicht, dann setze ich mich dafür ein, die unvermeidbaren Entlassungen möglichst sozialverträglich zu gestalten.
Kurze Zwischenfrage: Was ist ein Konsultationsverfahren? 

Wenn ein Unternehmen Massenentlassungen plant, dann haben die Angestellten ein Recht auf Konsultation. Das heisst, sie dürfen während einer bestimmten Frist Lösungsvorschläge erarbeiten, um Kündigungen zu vermeiden. Während dieser Zeit – es sind 18 Arbeitstage – darf niemand entlassen werden. Hat ein Unternehmen einen Gesamtarbeitsvertrag (GAV), bei dem wir Sozialpartner sind, dann werden wir in der Regel auch ins Konsultationsverfahren einbezogen.

Du hast dir gerade eine schwere Zeit ausgesucht für den Einstieg in den Job als Zentralsekretär! 

Ja, der Fokus meiner Arbeit liegt momentan darin, Stellen zu retten … Die Entlassungen nehmen in letzter Zeit stark zu, bedingt durch die Coronakrise. Vieles sind grosse Betriebe. Grad internationale Unternehmen haben oft keine Ahnung vom Schweizer Arbeitsrecht … Das Konsultationsverfahren droht dann zur reinen Alibiübung zu verkommen. Und du musst aufpassen: Es gibt Arbeitgeber, die versuchen, dich über den Tisch zu ziehen.
Eigentlich wären in letzter Zeit einige Verhandlungen für die Verlängerung bestehender GAV angestanden. Doch die meisten wurden verschoben: Die Arbeitgeber sind unsicher und wollen warten, wie es mit der Krise weitergeht.

Erlebst du trotzdem Positives in deiner Arbeit? 

Doch doch! Zum Beispiel in der Chemie- und Pharmaindustrie, für die ich zuständig bin. Der Branche geht es gut, dort werde ich zurzeit nicht gebraucht. Ein gutes Zeichen (lacht), denn sonst werde ich ja meist gerufen, um Feuer zu bekämpfen. Dabei wäre mein Ziel, dass es gar nicht brennt.
Ich kann aber auch immer wieder Positives aus den negativen Ereignissen ziehen: Teilweise haben wir es geschafft, geplante Entlassungen um fast 50% zu reduzieren. Das hat mich aufgestellt. Es zeigt mir: Wir können etwas bewirken mit unserer Arbeit!

Du hast also auch bereits Meilensteine in deiner noch kurzen Karriere verbucht? 

Grad kürzlich durfte ich den Kollektivarbeitsvertrag mit der Schoeller Textil AG unterschreiben: Ich habe die letzten Verhandlungen für die Verlängerung geführt. Wir erreichten einige Verbesserungen, zum Beispiel mehr Ferien für die Angestellten.

Vor deinem Einstieg als Zentralsekretär warst du bei der Syna Arbeitslosenkasse tätig. Ein ziemlich grosser Wechsel! Wie kam es dazu? 

Ich war fast 5 Jahre bei der Arbeitslosenkasse. Dort hast du enge Auflagen, wie du deine Arbeit machen musst. Das gibt der gesetzliche Rahmen so vor. Mit der Zeit hat mir die Kreativität gefehlt. Ich wollte etwas machen, in das ich meinen eigenen Stil reinbringen kann. Vorgabe meiner Arbeit ist es, Arbeitsbedingungen zu verbessern. Wie ich das erreiche, bleibt mir überlassen. Ich kann tun, was ich für richtig halte. Das motiviert mich extrem!
Doch ich bin immer noch im Lernprozess: Man sagt, es dauere mindestens 1  Jahr, bis du drin bist im Job eines Zentralsekretärs. Bis jetzt gefällt es mir super gut, es ist genau so, wie ich es mir vorgestellt hatte.
Ich geniesse auch, dass ich etwas bewirken kann – für Einzelne, aber auch für ein ganzes Kollektiv.

Das ist es also, was dich motiviert? 

Ja: Ich setze mich gerne ein für lebenswürdige Arbeitsbedingungen. Ich will das Bestmögliche rausholen. Nicht nur für unsere Mitglieder, sondern für alle Arbeitnehmenden einer Branche. Ich suche den konstruktiven Dialog, brauche keinen Krieg. Da passe ich zu Syna: Das unterscheidet uns ja auch von anderen Konkurrenten…

«Ich will daran mitarbeiten, dass die junge Generation bei uns abgeholt wird – mit einer vielleicht etwas moderneren Gangart oder ruhig mal ausgefalleren Ideen.»

Nico Fröhli
Welche Ziele hast du dir gesetzt für deine Arbeit als Gewerkschaftssekretär? 

Ich möchte möglichst gute Arbeitsbedingungen für alle erreichen mit einer modernen Gewerkschaft, die mit der Zeit geht. Diesbezüglich will ich mich bei Syna noch stärker einbringen. Ich will daran mitarbeiten, dass die junge Generation bei uns abgeholt wird – mit einer vielleicht etwas moderneren Gangart oder ruhig mal ausgefalleren Ideen.


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