Skip to main content

Gleicher Lohn für gleiche Arbeit!

Lohnungleichheit ist ein Fakt – auch wenn dies von bürgerlichen Kritikern immer wieder infrage gestellt wird. Der Fall einer jungen Kranführerin zeigt, wie es manchmal sogar zu extremer Diskriminierung kommt.

Der Regionalsekretär Oliver Hippele berichtet im Interview, wie er unserem Mitglied in dieser schwierigen Situation helfen konnte.

 Oliver, was ist genau passiert?

Oliver Hippele: Das Arbeitsverhältnis hat schon schief angefangen: Der Chef der Baufirma liess die ausgebildete Baupraktikerin zuerst einmal eine Woche gratis auf Probe arbeiten – was natürlich nicht zulässig ist. Sie bekam dann einen ordentlichen Arbeitsvertrag, mit offiziellem Stellenantritt im September und einem branchenüblichen Bruttolohn von 4600 Franken. Von Beginn an wurde sie hauptsächlich als Kranführerin auf den Baustellen eingesetzt.
Mit dem Vertrag hatte der Arbeitgeber aber die junge Frau offenbar nur anlocken wollen: Denn bereits bei der ersten Lohnabrechnung bekam sie 1000 Franken weniger Lohn als vereinbart.

Unternahm sie etwas dagegen?

Nein, die Betroffene rief mich erst zwei Monate später an, nachdem sie die Lohnabrechnung vom November gesehen hatte mit 2370 Franken Brutto – fast 50% weniger als abgesprochen! Von da an übernahm ich die Verhandlung mit ihrem Chef.
Unser Mitglied war froh, dass ich mich darum kümmerte, denn sie war vom Auftreten ihres Chefs ziemlich eingeschüchtert. Sie bat mich, mit Bedacht vorzugehen. Das tat ich natürlich – auf solche Wünsche unserer Mitglieder nehmen wir Rücksicht.

 Wie begründete der Chef die Lohnreduktion?

Auf meine Frage nach einer Erklärung antwortete der Chef, die Mitarbeiterin sei als Frau auf dem Bau einfach nicht gleichwertig. Als Frau könne sie schliesslich nicht gleich viel leisten wie ein Mann. Beweisen konnte er seine sexistische Behauptung natürlich nicht.
Ich machte ihm klar, dass seine Mitarbeiterin den Kran genauso präzise bedienen und die Lasten genauso gut befestigen könne wie ihre männlichen Kollegen. Bei gewissen Arbeitsabläufen auf dem Bau braucht es tatsächlich viel Körperkraft, aber das trifft auf diesen Beruf nicht zu. Ausserdem kenne ich Frauen, die den Männern punkto Kraft in nichts nachstehen …

Und wie ging es weiter?

Ich legte dem Chef nahe, die Sache wieder in Ordnung zu bringen, weil wir sonst die zuständige Stelle für Gleichstellung einschalten würden. Darauf hat der Arbeitgeber den ausstehenden Lohn widerspruchslos nachgezahlt.
Die junge Frau hat die Stelle gewechselt und will nun Vorstandsmitglied ihrer Syna-Sektion werden. Es passiert häufig, dass Mitglieder, denen wir helfen konnten, sich bei uns engagieren wollen.


Weitere Auskünfte
Sabri Schumacher, Leiterin Fachstelle Jugend und Gleichstellung

Ähnliche Beiträge

Cookies erleichtern die Bereitstellung unserer Dienste. Mit der Nutzung unserer Website erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Cookies verwenden.
Weitere Informationen Ablehnen Akzeptieren