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Wie die Dienstleistungsbranchen zu Syna kamen

Soll sich Syna auch im Dienstleistungssektor engagieren? Diese Frage erhitzte einst die Gemüter. Heute spielt der Tertiärsektor eine zentrale Rolle in der Gewerkschaftstätigkeit. 

Der Prozess setzte schleichend ein. In den 1990er-Jahren schlossen sich immer mehr Angestellte des Gastgewerbes, aus dem Gesundheitswesen sowie aus anderen Dienstleistungsbranchen einzelnen gewerkschaftlichen Regionalgruppen – den Vorläufern von Syna – an. Bei ihrer Gründung 1998 war Syna zwar eine Allbranchengewerkschaft, hatte aber noch kaum Erfahrung im Bereich des Dienstleistungssektors. Dass sie dennoch auf Mitglieder aus ebendiesem Bereich eine grosse Anziehung ausübte, dürfte an ihrem Ruf gelegen haben: Syna galt als vertrauenswürdig und ehrlich.

Gleichstellungsfragen wurden wichtiger

Mit dem Vorstoss in diesen für Syna noch neuen Sektor rückte auch die Gleichstellungsfrage in den Vordergrund. Denn: in der Dienstleistung arbeiten seit jeher mehr Frauen. Die Gewerkschaftswelt war bis dahin sehr männlich geprägt, einige alteingesessene Gewerkschafter taten sich anfangs etwas schwer damit, dass auch der Gleichstellung jetzt eine zentrale Rolle zuteilwurde. Doch gerade im Dienstleistungssektor ist dies ein wichtiges Thema, weiss Johann Tscherrig, verantwortlich für die Interessens- und Vertragspolitik. «Es existiert hier noch immer eine extreme Lohnungleichheit. » Hinzu kommen eine noch schwache gewerkschaftliche Organisation innerhalb des Tertiärsektors sowie teils prekäre Arbeitsbedingungen. Mit dem Beschluss, sich in der Dienstleistung zu engagieren, setzte Syna ein starkes Zeichen.

Ein geglückter Start mit Hindernissen

Nicht immer lief es rund. «Die Geschichte mit einem Grossverteiler 2002 war ein Reinfall», erinnert sich Johann Tscherrig. Der Konzern zahlte der Gewerkschaft einen Pauschalbetrag dafür, dass sie ihre Sozialpartnerin war. Dass dies Risiken barg, wurde erst deutlich, als der Geldgeber versuchte, Syna zu beeinflussen. Syna bemerkte dies aber rechtzeitig und wehrte sich – ein Lehrstück. In Erinnerung bleibt auch der Fall der «Mobilen Ärzte» – ein System ähnlich der Spitex – den Syna 2014 betreute. Stefan Isenschmid, Syna- Regionalsekretär in Basel, erinnert sich: «Uns war aufgefallen, dass sie oft 36 Stunden am Stück arbeiteten. Als wir den Fall publik machten, hagelte es vom Arbeitgeber Klagen – gegen uns, aber auch gegen Medien, die darüber berichteten.» Am Ende jedoch behielt Syna recht und die Angestellten erhielten eine höhere Entschädigung.

Wichtige GAV

Unsere grössten Erfolge sind jedoch die vielen geglückten GAV-Abschlüsse, darunter mit Lidl sowie mehreren Kantonsspitälern – jüngst jenem in Zug. Gerade beim Discounter konnte so eine enorme Steigerung der Mindestlöhne um 20 Prozent seit 2011 erreicht werden! «Unser Engagement im Bereich des Dienstleistungssektors ist wichtiger denn je», unterstreicht Zentralsekretärin Migmar Dhakyel. Die prekäre Lage in den Pflegeberufen, der Fachkräftemangel, die viel zu tiefen Löhne in der Coiffeurbranche und die angespannte Situation im Gastgewerbe sind nur einige der Bereiche, in denen Arbeitnehmende auch weiterhin auf die Unterstützung von Syna zählen können 

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