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«Ein Vaterschaftsurlaub ist alles andere als Erholung!»

Diego Frieden ist mehrfacher Familienvater. Seine jüngste Tochter ist diesen März – mitten in der Coronakrise – zur Welt gekommen. Als Zentralsekretär bei der Gewerkschaft Syna kann er 20 Tage Vaterschaftsurlaub in Anspruch nehmen.

Diego, du hast gerade einen Vaterschaftsurlaub hinter dir. Wie hast du die Zeit erlebt?
Diego Frieden: Ich durfte es ja jetzt zum 2. Mal erleben. Das erste Mal Vaterschaftsurlaub hatte ich bereits vor 2 Jahren bei meiner älteren Tochter. Ich war erstaunt, dass es ich kein «Déjà vu» erlebte – es war erneut eine ganz tolle Erfahrung! Allerdings ging sie leider sehr schnell vorbei …
Mein Vaterschaftsurlaub war sogar noch wichtiger als beim 1. Mal. Mit unserer 2-jährigen Tochter haben wir jetzt ein weiteres Kleinkind zu betreuen. Hinzu kamen die speziellen Umstände durch Corona: Es galt, auch noch unsere anderen Kinder im Homeschooling zu betreuen. Deshalb war es für meine Frau umso wichtiger, dass ich sie daheim unterstützte. Es war eine schwierige Geburt, und meine Frau war sehr müde. Sie war sehr froh, dass ich da war und helfen konnte. Auch für mich war die Zeit grad nach der Geburt sehr anstrengend. Nach dem ersten Tag war ich sehr erleichtert, dass ich nicht grad wieder zur Arbeit musste.
Das Wichtigste am Vaterschaftsurlaub war aber die Zeit, die ich mit meiner Frau und den Kindern erleben konnte – die Zeit, die wir gemeinsam als Familie verbringen durften.
Denkst du, dieser Vaterschaftsurlaub wirkt sich langfristig auf deine Familie aus?

Ja, davon bin ich überzeugt! Mir hat er geholfen, eine Routine in der Familienarbeit zu entwickeln. Ich hatte Zeit, Verantwortung zu übernehmen. Und die Zeit, die wir gemeinsam verbringen konnten, hat uns als Familie geprägt. Für unsere 2-jährige Tochter war es wichtig, dass ich da war und ihr Aufmerksamkeit widmete. Denn plötzlich war sie nicht mehr das Nesthäkchen, da kam schon etwas Eifersucht auf …
Ich glaube auch, dass der Vaterschaftsurlaub ein Schlüssel ist für die Gleichstellung in der Gesellschaft: Unsere Kinder erleben von klein auf direkt mit, wie Mutter und Vater gemeinsam Familienarbeit leisten. Wir leben es ihnen vor; das wirkt viel stärker, als wenn wir ihnen bloss theoretisch erklären würden, was Gleichstellung bedeutet.

Was sagst du zu der Meinung, dass Väter doch einfach ihre Ferien für den Vaterschaftsurlaub beziehen sollen? 

 Ferien sind etwas anderes: Sie dienen der Erholung von der Arbeit. Ein Vaterschaftsurlaub ist aber alles andere als erholend! Wer das glaubt, hat ein seltsames Familienbild … Der Vaterschaftsurlaub ist dazu da, dass der Vater die Mutter zuhause unterstützen kann. Schliesslich soll nicht die ganze Verantwortung bei der Mutter liegen. Ferien sind vertraglich geregelt und gehören zum Arbeitsgesetz. Eine Geburt ist aber etwas total Ausserordentliches, etwas Einmaliges!
Ich bin auch der Ansicht, dass Ferien für die ganze Familie da sind. Sie sollen dazu da sein, als Familie etwas zu unternehmen, sich zu erholen. Beim Vaterschaftsurlaub dreht es sich hauptsächlich um die Mutter und das Neugeborene. Würde ich als Vater meine Ferien an den Vaterschaftsurlaub geben, kämen die anderen Kinder zu kurz.

Als Gewerkschaftssekretär verhandelst du mit Arbeitgebern auch über einen Vaterschaftsurlaub in den Unternehmen. Wie erlebst du diese Verhandlungen? 

Unsere Vaterschaftsurlaub-Initiative hat Wirkung gezeigt! Sie hat die Diskussion erheblich erleichtert. Inzwischen ist es den Arbeitgebern in der Regel klar, dass der Vaterschaftsurlaub wichtig ist für ihre Arbeitnehmer. Es gibt daher selten Probleme bei der Frage, ob Vaterschaftsurlaub Ja oder Nein. Diskutieren müssen wir dann bei der Anzahl Tage, die gewährt werden sollen … Die Kostenfrage liegt immer im Raum. Doch seien wir ehrlich: Ein Vaterschaftsurlaub ist wirklich nicht teuer! Schliesslich hat nicht jeder Mann Kinder und auch nicht jedes Jahr. Es kostet uns Arbeitnehmende gerade mal eine halbe Tasse Kaffee im Monat!
Wenn wir die Abstimmung für 2 Wochen Vaterschaftsurlaub am 27. September gewinnen, dann ist das ein echter Fortschritt im Sozialwesen! Genaugenommen der erste seit der Erhöhung der Kinderzulagen 2006, zu der notabene auch Syna mit unserem Dachverband Travail.Suisse den Anstoss gegeben hat...


Jetzt Vaterschaftsurlaub unterstützen! 

Am 27. September stimmen wir ab über 2 Wochen Vaterschaftsurlaub. Unterstütze die Kampagne bereits jetzt und schreibe dich hier ein:
start.vaterschaftsurlaub-jetzt.ch

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