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Corona beeinflusst die Arbeitsbedingungen massiv

Stress, wenig Einfluss auf die Arbeitszeiten und mangelhafte Unterstützung bei der Weiterbildung bleiben auch im Coronajahr die grössten Baustellen bei den Arbeitsbedingungen. Eine grössere Sensibilität zeigt sich beim Gesundheitsschutz und generell der Krisenkommunikation. Als zweischneidiges Schwert wird das Homeoffice wahrgenommen. Klar ist hingegen: Frauen und Beschäftigte im Gesundheitswesen sind die Verliererinnen der Coronakrise. Das alles zeigt die 6. Ausgabe des «Barometer Gute Arbeit».

Das «Barometer Gute Arbeit» ist ein Kooperationsprojekt von Travail.Suisse, dem unabhängigen Dachverband der Arbeitnehmenden, und der Berner Fachhochschule BFH. Es liefert seit 2015 repräsentative Ergebnisse zur Qualität der Arbeitsbedingungen in der Schweiz und ihre Veränderungen. Die diesjährige Ausgabe zeigt direkte Einflüsse auf die Arbeitsbedingungen durch die Coronakrise und indirekt durch das verbreitetere Arbeiten im Homeoffice.

Stress ist das grösste Problem 

Das «Barometer Gute Arbeit» zeigt, dass sich über 40% der Arbeitnehmenden oft oder sehr häufig durch die Arbeit gestresst fühlen – für die grosse Mehrheit ist das eine starke Belastung. 4 von 10 Arbeitnehmenden haben ausserdem keinen oder nur einen geringen Einfluss auf die eigenen Arbeitszeiten und beinahe die Hälfte wird vom Arbeitgeber nicht oder nur ungenügend in der Weiterbildung gefördert.
«Viel Stress, zu wenig Einfluss auf die Arbeitszeiten und mangelhafte Unterstützung bei der Weiterbildung bleiben die grössten Probleme bei den Arbeitsbedingungen», sagt Gabriel Fischer, Leiter Wirtschaftspolitik bei Travail.Suisse.

Die Verliererinnen der Coronakrise 

Die Coronakrise hat die ungleichen Arbeitsbedingungen zwischen den Geschlechtern noch verschärft. Schon vor Corona beurteilten die Frauen ihre Arbeitsbedingungen jeweils um 1,6 bis 1,8 Indexpunkte schlechter; im Coronajahr hat sich dieser Unterschied auf 3,3 bis 3,8 Indexpunkte mehr als verdoppelt.
Wenig überraschend zeigt sich die Zunahme der Belastung in den systemrelevanten Berufen mit typischerweise hohem Frauenanteil wie etwa im Detailhandel oder im Sozial- und Gesundheitswesen. Das Gesundheitswesen erhält im Coronajahr als einzige Branche in allen Bereichen tiefere Bewertungen als in den Vorjahren. «Das Gesundheitswesen schützt unser Leben, gehört aber zu den Verlierern – bessere Arbeitsbedingungen für Arbeitnehmende im Gesundheitswesen sind dringend notwendig», fordert Adrian Wüthrich, Präsident von Travail.Suisse und alt-Nationalrat.

Homeoffice als zweischneidiges Schwert

Das Homeoffice wird von den Arbeitnehmenden differenziert bewertet: Einerseits werden das Wegfallen des Arbeitsweges und die ruhigen Bedingungen am (Heim-)Arbeitsplatz geschätzt. Während 2019 noch mehr als jede/-r Dritte mit den Umwelteinflüssen am Arbeitsplatz unzufrieden war, ist das im Coronajahr nur noch bei jeder/jedem Vierten der Fall.
Andererseits hat die ständige Erreichbarkeit und der Wegfall oder die Verkürzung der Pausen deutlich zugenommen. «Es ist entscheidend, dass die Fürsorgepflicht des Arbeitgebers auch im Homeoffice gilt. Und es braucht ein Recht auf Nicht-Erreichbarkeit zum Schutz der Arbeitnehmenden», sagt Léonore Porchet, Vize-Präsidentin von Travail.Suisse und Nationalrätin.

Corona steigert die Sensibilität der Arbeitgeber 

Die Ergebnisse des «Barometer Gute Arbeit» zeigen auch bessere Bewertungen als im Vergleich zum Vorjahr. So haben die Arbeitgeber in der Coronakrise zu einer besseren internen Kommunikation mit den Arbeitnehmenden gefunden. Über Veränderungen wurde rechtzeitig informiert und die Arbeitgeber werden generell als ehrlich und vertrauensvoll eingeschätzt. Die Massnahmen zur Förderung der Gesundheit werden gegenüber den Vorjahren höher beurteilt und der Präsentismus (Arbeiten trotz Krankheit) hat abgenommen.

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