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KEIN Zurück zur Normalität!

Der Applaus von den Balkonen verhallt langsam und alle wollen nur eines: Zurück zur Normalität. Für viele Angestellte im Gesundheitswesen bedeutet diese Normalität aber Tieflohn, Stress und Perspektivlosigkeit. Zu dieser Realität wollen wir auf keinen Fall zurück.

Aus den Augen, aus dem Sinn
Vielen Menschen ist in der Coronakrise wieder einmal bewusst geworden, dass auch sie jederzeit und unverhofft auf geschultes und motiviertes Gesundheitspersonal angewiesen sein können. Dank umfassender Massnahmen zur Pandemie-Eindämmung mussten zum Glück nur die wenigsten von uns Hilfe in Anspruch nehmen, was ja auch unter normalen Bedingungen der Fall ist. Und genau darin liegt das Problem: Wir wollen dann eine erstklassige Gesundheitsversorgung, wenn wir sie brauchen, und ansonsten möglichst wenig dafür zahlen. So knallharte Kapitalisten sind wir selbst schon.

Gesundheit als Ware
Das Gesundheitswesen ist in den letzten Jahren vom Service public zu einer marktorientierten Dienstleistungsbrache geworden, bei der Kunden gegen Geld Dienstleistungen beziehen. Das Problem ist nun, dass die Kundinnen und Kunden einen Grossteil ihres Geldes dem Gesundheitswesen aber per Gesetz und ohne entsprechende Gegenleistung überweisen müssen: Das ist der Solidaritätsgedanke der obligatorischen Krankenversicherung. Mit der Privatisierung des Gesundheitswesens wurde diesem nun Zugang zum unendlichen und nie versiegenden Strom des Prämien- und Steuergelds eröffnet: Willkommen im kapitalistischen Paradies!

Gewinne statt Grundversorgung
Und so ist es gekommen, wie es jeder seriöse Experte vorausgesehen hat: Immer mehr Akteure wollen immer mehr Geld aus dem Futtertrog ziehen. Das führt zu einer Mengenausweitung bei der Behandlung, zu horrenden Managergehältern und Sparmassnahmen beim Personal – so wie es auch in anderen Branchen üblich ist. Die Kantone probieren mit Steuergeldern einen letzten Rest an service public aufrechtzuerhalten: Auch dieses Geld ist natürlich höchst willkommen. Ein so organisiertes Gesundheitswesen kann und wird Gewinne machen, aber eines kann es sicher nicht: Eine Bevölkerung im Fall einer Krise versorgen. Dafür brauchen wir wieder einen echten service public.

Zurück zum Service public
Wer dem Gesundheitspersonal wirklich helfen will, sollte jegliche Anstrengungen unterstützen, aus dem Gesundheitswesen wieder einen echten Teil des service public zu machen. Spitäler, Heime und Spitex müssen Menschen in Not helfen und nicht Gewinne erwirtschaften. Wir wollen, dass unsere Steuer- und Prämiengelder denen zu Gute kommen, die an unserem Bett stehen, wenn wir sie brauchen und als Gesunde diejenigen unterstützen, die weniger Glück hatten als wir. Nur eine tiefgreifende Systemumkehr kann unser Gesundheitswesen langfristig erhalten. Den Gesundheitsfachleuten sind wird diese Solidarität schuldig.


Marco Geu
Zentralsekretär Gesundheitswesen

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