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Volkskrankheiten Stress und Erschöpfung

Seit acht Jahren publiziert unser Dachverband Travail.Suisse den «Barometer gute Arbeit» und seit acht Jahren empfinden die Arbeitnehmenden Stress und Erschöpfung als grösste Belastung. Wirtschaft, Politik und Gesellschaft müssen sich dieser Problematik stellen.

Freundlich bleiben, auch wenn es der Kunde nicht ist, Konzentration aufbringen, um eine Aufgabe korrekt auszuführen oder die relevanten Informationen bündeln, um eine gute Entscheidung treffen zu können. Jede Tätigkeit, egal ob auf dem Bau, im Laden oder im Büro, kostet uns körperliche und psychische Kraft. An sich sind diese Belastungen nicht gesundheitsschädigend. Im Gegenteil, sie können motivierend und sinnstiftend sein. Bei Überbelastung aber schaden sie unserer Gesundheit. Die Auswirkungen der Belastung hängen von der Art, Intensität und Dauer der Beanspruchung sowie den individuellen Voraussetzungen der betroffenen Person ab. Der diesjährige «Barometer gute Arbeit» zeigt deutlich, zu oft sind Arbeitnehmende überbeanspruchenden Situationen ausgesetzt. Allein im letzten Jahr hat der Anteil an Arbeitnehmenden, die sich erschöpft fühlen, um fast 100 000 Personen zugenommen.

Arbeiten in der Freizeit

Da mal schnell ein E-Mail beantworten, hier noch kurz etwas recherchieren nach dem Abendessen. Für über 60 Prozent der Arbeitnehmenden gehört regelmässiges Arbeiten in der Freizeit zur Realität – für über einen Viertel sogar oft oder sehr oft. Auch bei den Überstunden zeigen sich alarmierende Entwicklungen. Rund die Hälfte der Arbeitnehmenden gibt an, oft oder sehr häufig Überstunden zu leisten. Lediglich jeder zehnte Arbeitnehmende gibt an, nie Überstunden leisten zu müssen. 

Nach der Arbeit zu erschöpft

Ein hohes Arbeitspensum und Überstunden führen dazu, dass die Erholungsphasen zwischen den Arbeitstagen kürzer werden. Durch die zunehmende Verschmelzung von Arbeit und Privatleben werden diese kurzen Pausen zudem weniger erholsam. Dabei wäre es zentral, dass sich die Arbeitnehmenden zwischen den Arbeitstagen genügend erholen können. Geschieht dies über eine längere Zeit nicht, hat dies negative Folgen. Stress und Anspannung nehmen sowohl im Arbeits- wie auch Privatleben zu. An sich normale Alltagsereignisse können als nervenaufreibend empfunden werden. Soziale Kontakte, Hobbies und sportliche Aktivitäten werden aus Zeitmangel reduziert. Sechs von sieben Arbeitnehmenden geben an, dass sie ab und zu nach der Arbeit zu erschöpft sind, sich um private und familiäre Angelegenheiten zu kümmern. 

Aufschaukelungseffekte und hohe Kosten

Besonders problematisch ist die Tatsache, dass durch die Reduktion an Erholungszeit, die Ressourcen zum Umgang mit Belastungen immer geringer werden. Damit steigen der Stress und die Erschöpfung weiter an und mehr Erholung wäre notwendig - ein Teufelskreis. Die jährlichen Kosten psychischer Überbelastung für Wirtschaft und Gesellschaft schätzt die Stiftung Gesundheitsförderung Schweiz auf rund 6,5 Milliarden Franken. Massnahmen zur Verminderung von Stress und Erschöpfung sind somit nicht nur im Interesse der Arbeitnehmenden und der Gesamtgesellschaft, sondern auch im Interesse der Wirtschaft. 

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