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«Es gibt einen Pflexit im Gesundheitswesen»

Trotz der Annahme der Pflegeinitiative vor einem Jahr ist die Situation im Gesundheitswesen dramatisch. Migmar Dhakyel, Zentralsekretärin bei Syna, mit einer Bestandesaufnahme – und einem Blick auf das notwendige Engagementr Gewerkschaft, um dem Pflexit Einhalt zu gebieten.

Nein, die Arbeitsbedingungen haben sich immer noch nicht verbessert, trotz der Annahme der Pflegeinitiative. Der Pflexit geht munter weiter und heute herrscht ein akuter Pflegenotstand. Um dieses Anliegen zur Politik zu bringen engagiert sich die Gewerkschaft Syna seit 2020 auch im Rahmen des Bündnisses Gesundheit seit 2020. Dreimal war man unter anderem seither schon auf dem Bundesplatz. Dabei stellen die Gewerkschaften ihre Forderungen an die nationale Politik. In diesem Rahmen wurde man letzte Woche bei der Schweizerischen Gesundheitsdirektorenkonferenz (GDK) in Bern vorstellig.

Sie ist das politische Koordinationsorgan der Kantone in der Gesundheitspolitik. Die GDK hat die Förderung der Zusammenarbeit der Kantone in gesundheitspolitischen Belangen zum Ziel. Zugleich bildet sie eine nationale Plattform für den Dialog mit den Bundesbehörden und anderen wichtigen Organisationen des Gesundheitswesens.

Am Anlass teilgenommen hat aber auch Migmar Dhakyel von Syna, mit dem Bündnis Gesundheit. Und das mit gutem Grund, wie sie sagt: 

«Der Pflexit existiert!»

Migmar Dhakyel: «Wir treffen im Namen des Gesundheitspersonals die GDK, um klar zu signalisieren, dass es einen Pflexit gibt. Die Menschen können und wollen nicht mehr unter diesen Bedingungen arbeiten! Es herrscht ein Versorgungsnotstand in diesem Land. Unsere Botschaft lautet darum: es braucht dringend politische Aktionen!»

Migmar Dhakyel hat am Treffen mit der GDK zusammen mit dem Bündnis Gesundheit teilgenommen: einem Zusammenschluss, der zu Beginn der Coronazeit gegründet wurde. Damals taten sich die grössten Schweizer Gewerkschaften, die im Bereich des Gesundheitswesens tätig sind, zusammen. Ihr Ziel war es von Anfang an, zu verhindern, dass immer mehr Menschen dem Gesundheitswesen den Rücken zuwenden – und damit einem eigentlich schönen Beruf. Der Zusammenschluss wolle entsprechenden politischen Einfluss geltend machen, erklärt Migmar Dhakyel.

Sie interessierte sich vor allem für die Frage, wie ernst es den Verantwortlichen aus der Politik ist, in der Pflege und im Gesundheitsversorgung wirklich etwas zu ändern und für bessere Arbeitsbedingungen und ein allgemein bessere Situation zu sorgen. So oder so, für die Gewerkschaften ist klar: Sie werden sich auch weiterhin fürs Gesundheitspersonal einsetzen. Das sei auch weiterhin dringend notwendig, sagt Migmar Dhakyel:

«Die politisch Verantwortlichen wollen ihre nachgewiesenermassen verheerende Sparpolitik weiter vorantreiben»

«Vor über einem Jahr hat das Stimmvolk die Pflegeinitiative angenommen. Doch die meisten Kantone haben das zweite Paket nicht ernst genommen, nämlich die Arbeitsbedingungen zu verbessern. Die politisch Verantwortlichen wollen vielmehr ihre nachgewiesenermassen verheerende Sparpolitik weiter vorantreiben. Angesichts dieses falschen Kurses müssen wir gegenüber den Arbeitnehmenden in der Pflege ehrlich sein und ihnen sagen, dass die Situation schwierig ist. Wir fordern sie dazu auf, sich einer Gewerkschaft anzuschliessen und zusammen zu kämpfen.»

Nach dem Gespräch mit der GDK blickt Migmar Dhakyel optimistisch in die Zukunft. Man sei zuversichtlich, dass man gemeinsam mit Bund, Kantonen und Gewerkschaften Lösungen finde werde, um den Pflexit zu beenden und die Gesundheitsversorgung in unserem Land zu sichern. Das schaffe man allerdings nur, wenn die Arbeitsbedingungen wieder akzeptabel und angemessen seien. Nun hat auch der Bundesrat Vorschläge zur Umsetzung der Pflegeinitiative gemacht. Was ist davon zu halten?

Migmar Dhakyel: «Die Massnahmen des Bundesrats zur Umsetzung des Pflegeinitiative, mit denen die Arbeitsbedingungen verbessert werden sollen, gehen in die korrekte Richtung. Allerdings genügen sie nicht, um den Pflexit zu stoppen. Dafür brauchte es konkretere Massnahmen, vor allem mehr finanzielle Mittel und mehr Zeit sowie eine bessere Vereinbarung von Beruf und Familie. Aus den vielen Verhandlungen, die wir führen, wissen wir, dass ein neuer GAV alleine nicht genügt.

Und so geht das Engagement von Syna sowie allen grossen Gewerkschaften im Bündnis Gesundheit auch nach der GDK weiter, wie die Syna-Zentralsekretärin sagt:

Wir werden auch weiterhin öffentlichen Druck auf alle verantwortlichen Akteure ausüben. Wir werden auch auf der Strasse Präsenz markieren, zusammen mit dem Pflegepersonal. Denn wie gesagt, auch ein Jahr nach der Annahme der Pflegeinitiative hat sich die Situation nicht verbessert. Im Gegenteil, sie verschlechtert sich drastisch, denn wir haben einen Pflegenotstand wie noch nie zuvor. Viele Menschen aus der Pflegebranche suchen sich einen anderen Job, weil sie es unter diesen Bedingungen nicht mehr aushalten – und weil Zukunftsperspektiven fehlen.»

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