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Schwarzpeterspiel auf Kosten des Gesundheitspersonals

Das Schweizer Gesundheitswesen ist ein Dickicht von Zuständigkeiten. Die verschiedenen Leistungen werden unterschiedlich finanziert und organisiert. Für die Bevölkerung ist das System kaum durchschaubar – und für das Personal verheerend.

Früher war klar: Das Kantonsspital gehört dem Kanton, wird von ihm betrieben und finanziert. Der Kanton war Arbeitgeber und die Mitarbeitenden profitierten von den guten Anstellungsbedingungen des öffentlichen Personalrechts. Und es war auch klar, dass Behörden, Politik und Stimmbevölkerung bei allem mitreden konnten, was ihre eigene Gesundheitsversorgung betraf.

 Lukratives Gesundheitswesen

Dann kam der Neoliberalismus. Das Kapital hatte kapiert, dass sich im Gesundheitswesen massiv Geld verdienen lässt, wenn man seinen Betrieb und seine Gewinne privatisiert, gleichzeitig aber sicherstellt, dass es gesetzlich vorgeschriebene Einnahmen gibt. Ein bombensicheres Geschäft. Heute zahlen wir als Prämien- und Steuerzahlende Unsummen in ein System, bei dem wir nicht mehr mitreden können und das seine Mitarbeitenden nur noch als Kostenfaktoren sieht, die den potentiellen Gewinn schmälern.

Die gegenwärtige Organisation des Schweizer Gesundheitswesens ist für das Personal ein Albtraum, der sich bereits vorher zeigte, aber vor allem jetzt während der Coronakrise deutlich wird. Seit Jahren fordert das Personal Verbesserungen bei den Arbeitsbedingungen. Und seit Jahren schieben sich Bund, Kantone, Arbeitgebende und Krankenkassen gegenseitig die Verantwortung dafür zu, etwas zu unternehmen. Die Absicht hinter dem vielen Blabla ist klar: Man will nichts unternehmen! Denn alle verdienen am jetzigen System mächtig Kohle – alle ausser das Personal.

 Ein marodes System

 Viele Mitarbeitende haben die Branche bereits verlassen oder werden dies nach der Coronakrise tun. Damit nehmen sie ihr legitimes Recht wahr, Nein zu einem System zu sagen, das sich nicht mehr mit ihren ethischen Grundsätzen vereinbaren lässt und von dem sie sich nicht mehr ausbeuten lassen wollen. Ich persönlich verstehe Jede und Jeden, der diesen Entscheid für sich fällt.

Die grosse Verliererin wird dabei die Bevölkerung sein. Sie wird je länger je mehr ein System finanzieren, das sehr viel kostet, aber keine medizinische Grundversorgung mehr für alle gewährleisten kann. Doch will sie das? 

Es ist an der Zeit, den Service public in der Schweiz neu zu bauen: Für die Patientinnen und Patienten und für das Gesundheitspersonal. Einen Service public, der diesen Namen auch verdient.

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