1. SSR/CSA-Kongress
Syna war mit einer beachtlichen Delegation aus der ganzen Schweiz ebenfalls präsent.
Die Co-Präsidentin des SSR/CSA, Frau Esther Waeber-Kalbermatter, eröffnete den Kongress zum Thema «Selbständig altern». Sie erinnerte uns daran, dass Selbständigkeit mit sozialer Anerkennung und Wertschätzung einhergeht aber auch die Beteiligung von Senioren an Projekten und Überlegungen beinhaltet. Selbständigkeit sei auch gleichbedeutend mit Gesundheit, da Krankheit oder Behinderung eine Abhängigkeit von Pflege oder Hilfsmitteln mit sich bringt. Über die von ihnen gegründeten Verbände setzen sich die Senioren für ein besseres Leben in Selbständigkeit ein, indem sie unter anderem den Zugang zu angemessener Pflege, Unterkünften und Sicherheit entwickeln.
Entwurf zur Änderung des Bundesgesetzes über die Ergänzungsleistungen (Motion 18.3716)
Zwischenzeitlich ist hinreichend bewiesen, dass betreutes Wohnen eine gute Lösung zur Entlastung von Pflegeheimen darstellt. Das Projekt, mit dem die Kosten für die Altenpflege begrenzt werden sollen, überträgt den Kantonen die Verantwortung für die Betreuungsangebote, während ein Teil der Finanzierung durch den Bund garantiert werden soll. Der Bund (BSV) hat mehrere Studien zur Umsetzung des Projekts in Auftrag gegeben. Diese zeigen, dass das Bedürfnis nach Sicherheit und Einsamkeit die beiden Hauptgründe für den Eintritt in Heime sind. Der Bundesrat sieht in seinem Entwurf neue Leistungen für AHV-Bezüger vor, um deren Bedürfnisse im Zusammenhang mit diesen beiden Herausforderungen teilweise zu befriedigen. Die Kantone sollen verpflichtet werden, zumindest Mindestleistungen anzubieten.
- ein Notrufsystem (Sicherheit);
- eine Haushalts-Hilfe;
- ein Mahlzeiten-Angebot (gegen die Einsamkeit und um zu Hause zu bleiben);
- einen Begleit- und Fahrdienst;
- eine altersgerechte Anpassung der Wohnung (Beitrag an die Mietkosten und Anpassung der Wohnung).
Was bedeutet «Gut Altern»? (Vortrag von Professor Albert Wettstein)
Ein längeres und gesünderes Leben hängt auch von den sozialen Beziehungen ab. Wissenschaftler sind sich darüber einig, dass gute zwischenmenschliche Beziehungen die Gefahr von Demenz, postoperativen Komplikationen oder Unwohlsein verringern und ein Gefühl der Zufriedenheit fördern, während Einsamkeit körperliche und psychische Beschwerden verstärkt.
Soziale Beziehungen stellen einen Schutzfaktor dar. Nach einer Operation ist die Wahrscheinlichkeit eines älteren Menschen mit sozialen Kontakten zu überleben doppelt so hoch als wenn er nur familiäre Kontakte hätte und viermal so hoch als bei völliger Isolation. Es ist also äusserst wichtig, soziale Beziehungen zu pflegen, da laut diesen Studien die Einsamkeit tötet.
Einsamkeit erhöht obendrein noch die Gefahr einer Behinderung.
Ratschläge für ältere Menschen:
- Senioren brauchen regelmässige, angekündigte und geplante Besuche
- Pflegebedürftig zu sein bedeutet nicht, auf soziale Beziehungen verzichten zu müssen
-
Ältere Menschen
sollen selber entscheiden können, wer, warum und wie oft sie besucht werden sollen
Belastungen durch chronische Krankheiten:
- Leiden, die durch Schmerzen, Kurzatmigkeit, Übelkeit, Depressionen, Angst, Einsamkeit, Langeweile usw. verursacht werden
- Eingeschränkte Selbstbestimmung
- Soziale Einschränkungen: Die finanzielle Armut führt zu weniger sozialen Kontakten => das neue Gesetz wird die Auswirkungen fehlender sozialer Beziehungen auf die Gesundheit älterer Menschen verringern.
--> Senioren und/oder Menschen mit Behinderungen müssen unabhängiger gemacht werden. Wir müssen gemeinsam mit ihnen die richtigen Entscheidungen treffen.
Für Professor Wettstein sind die Selbstbestimmung und die Fürsorge zwei wesentliche Elemente der Menschenwürde.
Es steht viel auf dem Spiel. Laut einer Studie wären 960 zusätzliche neue Haushalte erforderlich, falls wir keine Lösung finden, um mehr Betreuungsleistungen für ältere Menschen anzubieten.
Begleitung, Besuche, Transport usw. tragen dazu bei, die Selbstständigkeit zu verlängern. Freiwillige und professionelle Pfleger sollten sich ergänzen. Eine gute Neuorganisation der Begleitung älterer Menschen könnte jährlich zwei bis vier Milliarden Franken einsparen.
Zum Nachdenken anregen: Studien zeigen, dass ältere Menschen glücklicher sind als jüngere. Ältere Menschen können die vielen Herausforderungen des Lebens besser bewältigen!
Wohnen und Leben im Alter (Präsentation von Curaviva)
Die Unterstützung älterer Menschen in ihren Wohnungen hat sich stark verändert. Heute werden sie nicht mehr an den Rand der Gesellschaft gedrängt. Die Wohnkonzepte haben sich weiterentwickelt und seit etwa zehn Jahren berücksichtigen sie die Integration von Seniorinnen und Senioren in den Quartieren. Curaviva geht noch einen Schritt weiter und kommt dem Bedürfnis nach Autonomie entgegen, indem es seine Leistungen unabhängig vom Wohnort anbietet.
Der Mensch steht nun im Mittelpunkt der Definition von Pflegebedürfnissen. Sowohl die Unterkünfte als auch die Leistungen müssen diversifiziert werden, um allen Bedürfnissen gerecht zu werden.
Weitere Informationen sind auf der Website von curaviva verfügbar:
CURAVIVA - Fachinformationen - Betreutes Wohnen
Curaviva warnt uns auch vor der Problematik im Zusammenhang mit dem Arbeitskräftemangel im Pflegebereich, der zu ernsthaften Problemen führen wird, wenn wir nicht schnell Abhilfe schaffen.
Podiumsgespräch «Selbständig zuhause altern, aber wie und zu welchen Bedingungen?»
Der SSR-Kongress hat die Debatte über das Altern zu Hause, die Herausforderungen, die Bedürfnisse, die Kosten, die Hürden usw. mit einem sehr interessanten Podiumsgespräch eingeleitet, an welchem folgende Personen teilgenommen haben:
- Delphine Roulet-Schwab, Präsidentin von alter ego und Gerontologie.ch
- Maximilien Bernhard, Präsident des Stiftungsrats Lysi
- Hans Stöckli, Ständerat, Co-Direktor von Spitex Schweiz
- Beatrice Baselgia-Brunner, SSR-Delegierte, Mitglied der Arbeitsgruppe Gesundheit und Präsidentin von Pro Senectute Graubünden
Am Podiumsgespräch ging es vor allem um die Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Akteuren, die unbedingt weiterentwickelt und ausgebaut werden muss, aber auch um die Selbstbestimmung der älteren Menschen.
Mit seinem Modell, ältere Menschen zu Hause zu behalten, hat der Kanton Waadt enorme Kosten gespart (das Kostenverhältnis liegt bei 1 zu 10 zwischen dem Verbleib zu Hause und der Betreuung durch ein Pflegeheim). Dieses System könnte auch auf andere Kantone übertragen und auf nationaler Ebene umgesetzt werden.
Auch die Frage der Entschädigung für Freiwilligenarbeit ist wichtig. Freiwillige Arbeit ist heutzutage notwendig. Sie ist sehr vielfältig und wird manchmal teilweise vereinheitlicht, manchmal überhaupt nicht. Über diese Thematik, die noch immer ein Tabu ist, wird kaum debattiert.