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Die Reallöhne dürften 2024 dank insgesamt zufriedenstellenden Lohnverhandlungen leicht steigen. Die Kaufkraft der Arbeitnehmenden konnte dank den Gewerkschaften und Personalverbänden in den meisten Branchen gesichert oder gar leicht gestärkt werden. Positiv stimmen zudem teilweise deutliche Lohnerhöhungen im Niedriglohnbereich. Gescheitert sind die Lohnverhandlungen hingegen im Baugewerbe und beim Bundespersonal. Hier dürften die Arbeitnehmenden 2024 deutliche Reallohnverluste hinnehmen müssen.

Der Corona-Krise, Klimaveränderungen und dem Krieg in der Ukraine zum Trotz: Der Schweiz geht es in wirtschaftlicher Hinsicht nach wie vor erstaunlich gut. Die Arbeitslosigkeit ist tief und der Fachkräftemangel in vielen Branchen massiv. Gleichzeitig steigt die allgemeine Teuerung, steigen die Mieten und auch die Krankenkassenprämien sind deutlich angestiegen. Die Löhne müssen entsprechend angepasst werden. Ein Überblick der einzelnen Branchen. 

Für deren BefürworterInnen ist die aktuell vom Parlament beratene KVG-Revision EFAS mittlerweile ein Allerheilmittel. Für die Prämienzahlenden und das Pflegepersonal ist sie in Wahrheit aber eine tickende Zeitbombe mit sehr kurzem Zünder. Die drei Verbände des Pflegepersonals VPOD, Syna und Unia fordern das Parlament deshalb eindringlich zu einer Ablehnung dieser Vorlage auf. Selbstverständlich braucht es aber eine grundlegende Reform des Gesundheitswesens – für eine bessere öffentliche Steuerung der Prämiengelder, für eine soziale und ausreichenden Finanzierung. EFAS bringt dies nicht, ganz im Gegenteil.

Die Gewerkschaften und die Arbeitgeberorganisationen haben den neuen Gesamtarbeitsvertrag für das Ausbaugewerbe der Westschweiz (GAV-SOR) ratifiziert; er betrifft über 5'600 Unternehmen und 25'900 Beschäftigte. Die Löhne aller Arbeitnehmenden steigen um 125 Franken pro Monat. Das ist ein wichtiger Schritt, um die Attraktivität der Berufe sicherzustellen und Lohndumping zu bekämpfen 

Die Lohnverhandlungen bei Fenaco sind erneut gescheitert. Das Angebot einer Erhöhung der Lohnsumme um 2,04 Prozent (mit einem generellen Bestandteil von 1,2 Prozent) ist ungenügend. Der Kaufkraftverlust und Nachholbedarf der letzten Jahre werden damit nicht ausgeglichen. Die Gewerkschaften Syna und Unia sowie die Personalkommissionen lehnen nach Konsultation der Beschäftigten das Ergebnis ab. Sie begrüssen es, dass bei Fenaco immerhin ein Paradigmenwechsel stattfindet, indem es endlich wieder zu generellen Lohnerhöhungen kommt.

Der Baumeisterverband ist verantwortlich für die einzige Nullrunde dieses Lohnherbsts! Die Spitze des Baumeisterverbandes hatte Ende Oktober die Lohnverhandlungen mit den Gewerkschaften einseitig abgebrochen, ohne ein Angebot zu machen. Die Baumeister-Delegierten haben nun die Haltung ihrer Verbandsspitze zementiert. Das bedeutet: weitere Reallohneinbussen für einen grossen Teil der Bauarbeiter. Angesichts der hohen Teuerung verdienen sie real bis zu 4 Prozent weniger Lohn als 2020.  

Nach intensiven Verhandlungen haben sich die Sozialpartner auf einen neuen Gesamtarbeitsvertrag Personalverleih für die nächsten vier Jahre geeinigt. Er bringt höhere Mindestlöhne (+3,2% in 2024) mit einem automatischen Teuerungsausgleich für die kommenden Jahre. Die Sozialpartner beantragen, dass der im Kontext der Flankierenden Massnahmen relevante Gesamtarbeitsvertrag vom Bundesrat erneut als allgemeinverbindlich erklärt wird, damit er weiterhin einen wichtigen Beitrag zum Schutz der Schweizer Lohn- und Arbeitsbedingungen leisten kann.